Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 92† St. Martini 1421

Beschreibung

Totenschild aus Holz. Er hing noch 1846 nach Renovierung der Kirche am Pfeiler gegenüber dem Predigtstuhl. Aufgemalt war das Wappen mit dem Todesdatum des Hermann von Vechelde.

Inschrift nach Schmidt.

  1. Anno domini MCCCC XXI in vigilia apostolorum / Petri et Pauli obiit Hermannus de Vechelde Senior

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1421 am Tag vor dem Tag der Apostel Peter und Paul (28. 6.) starb Hermann von Vechelde der Ältere.

Wappen:
Vechelde1).

Kommentar

Hermann (II.) von Vechelde (geboren um 1350) war seit 1380 im Rat der Altstadt vertreten und von 1386–1419 einer der drei Großen Bürgermeister der Altstadt2). Dieses Ratskollegium vertrat nicht nur die Altstadt, sondern auch als höchste Instanz die Gesamtstadt. Hermann von Vechelde wird nicht nur ein wesentlicher Anteil an der nach der Schicht von 1374 neugeschaffenen Ratsverfassung zugeschrieben, sondern im Zusammenhang damit auch Rechts- und Verwaltungsreformen, die am Anfang des 15. Jahrhunderts erstmals schriftlich kodifiziert vorlagen3). Nach dem Braunschweiger Sieg bei Winsen 1388 wurde er zum Ritter geschlagen4). In den Jahren seiner Amtszeit, die für Braunschweig eine Zeit wirtschaftlicher Blüte war, erwarb er ein bedeutendes Vermögen. Er starb am 28. 6. 14205), nicht 1421, wie Schmidt mit der Inschrift des Totenschildes überliefert. Es ist nicht zu klären, ob die falsche Jahreszahl auf einem Fehler in Schmidts Abschrift oder auf einem Irrtum von Hermanns Nachkommen beruht; vielleicht ist der Schild erst zu einem späteren Zeitpunkt aufgehängt worden.

Anmerkungen

  1. Meier/Kämpe, 1903, S. 3.
  2. Vgl. Spieß, 1970, S. 221.
  3. Vgl. Spieß, 1951, S. 20–36, hier S. 29f. Zu nennen ist z. B. die sog. ‚Heimliche Rechenschaft‘, ein Musteretat des Rates (Chroniken der deutschen Städte 6, S. 123–207); vgl. auch Spieß, 1970, S. 26–28, 220.
  4. Vgl. Spieß, 1970, S. 221. Anläßlich dieser Schlacht entstand die erste Siegesinschrift am Portal der Brüdernkirche (Nr. 59).
  5. Vgl. Spieß, 1951, S. 35 und S. 62, Anm. 84; Mack, Testamente 3, S. 523.

Nachweise

  1. Schmidt, 1846, S. 99f.; Vollmer, 1913, S. 169; Reidemeister, S. 154; Schultz, 1963, S. 8; wie Anm. 1–3, 5.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 92† (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0009208.