Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 34 Dom St. Blasii 1349

Beschreibung

Grabstein des Ludolf von Honlage; Sandstein. Der Grabstein befindet sich heute im südlichen Seitenschiff, zwischen dem ersten und zweiten Fenster von Westen, aufrechtstehend an der Wand, auf einem 46 cm hohen Sockel. Der hochrechteckige Stein ist oben durch vier stumpfe Winkel abgeschrägt. Die zwischen zwei Linien umlaufende, eingehauene Inschrift beginnt in der rechten oberen Hälfte, rechts nach unten und links nach oben verlaufend. Die letzte Zeile teilt den Grabstein in der Mitte von oben nach unten in zwei Hälften. Die dadurch entstandenen Mittelfelder sind leer.

Maße: H.: 187 cm; Br.: 93 cm; Bu.: 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Bernhard Boockmann [1/1]

  1. + AN/NO · D(OMI)N/I · M · CCC · XLIX · I(N) · VIGI(LIA) · IOH(ANN)IS · ET · PA/VLI · OBIIT · D(OMI)N(V)S · / LVDDOLF(VS) DE · HOLLINGHE · P(RE)PO(S)IT(VS) · / MONTI/S · S(ANCTI) : / CYRIACI · ET · CVSTOS · ECC(LES)IE · S(ANCTI) · BLASII · A(MEN)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1349, am Tag vor Johannes und Paulus (25. 6.), starb Herr Ludolf von Honlage, Propst des St. Cyriacusberges und Kustos der Kirche St. Blasii. Amen.

Kommentar

Die Schrift ist als einziges Schmuckelement des Steins mit besonderer Sorgfalt eingehauen. Die Rundungen von C, E, O, und P weisen starke Schwellungen auf, die Schäfte und Deckstriche von A und T enden in Dreiecksform. E und C sind geschlossen. Es kommt sowohl kapitales wie unziales T vor, H und N sind durchgehend in unzialer Form geschrieben, ebenso M, das stark gerundet und durch Basisstrich geschlossen ist.

Propst Ludolf von Honlage, der auf dem Grabstein als Hollinghe, möglicherweise in einer Urkunde von 1308 auch als de Holveghe erscheint1), wurde 1299 dem Stift St. Blasii als filio Johannis de honlege nostri militis durch die Herzöge Heinrich von Braunschweig-Grubenhagen und Albrecht von Braunschweig-Göttingen präsentiert2) und stammt deshalb zweifelsfrei aus der Familie Honlage. Er wurde 1332 Propst des Cyriacusstiftes3); 1347 besaß er auch das Amt des Kustos im Kapitel St. Blasii4). Im Jahr seines Todes 1349 stiftete er im Dom die in der Krypta gelegene Cyriacus-Kapelle5).

Anmerkungen

  1. Döll, S. 303, erkennt die Identität nicht. Honleghe auch in UB Braunschweig 4, Nr. 177, S. 186–188, hier S. 188, Z. 1.
  2. Döll, S. 302.
  3. Ebd., S. 144.
  4. Dürre, S. 518.
  5. Döll, S. 176f.

Nachweise

  1. Dürre, S. 399, 518, 588; Schultz, 1962, S. 108, Abb. nach S. 112.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 34 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0003401.