Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 29 Berlin, Kunstgewerbemuseum um 1300/14. Jh.

Beschreibung

Armreliquiar des hl. Sigismund; Silberblech, getrieben und gestanzt, teilweise vergoldet, auf einem Holzkern. Der Arm ist vermutlich Ende des 11. Jahrhunderts gefertigt1). Er steht auf einem rechteckigen, von vier Tierfüßen getragenen Sockel, dessen Seitenkanten von einem mit Steinen und Filigran besetzten Band umzogen sind. Auf der vorderen Längsseite der silbernen Bodenplatte befindet sich die Inschrift (A). Sie wurde wahrscheinlich bei einer Umarbeitung des Armreliquiars um 1300 eingeritzt, bei der auf den schlanken, mit einer schrägen Abschlußborte verzierten Oberärmel, aus dem der quergefältelte, bortenverzierte Unterärmel hervorragt, die bronzeversilberte und vergoldete Hand an die Stelle einer älteren aufgesetzt wurde2). Sie trägt einen vergoldeten Apfel, aus dem eine Lilie erwächst3). Um den Daumen ist ein Ring, wohl aus dem 14. Jahrhundert, mit eingravierter Inschrift (B) gelegt (vgl. Nr. 5). Die Herstellung des Armreliquiars wird in Niedersachsen, möglicherweise in Hildesheim vermutet4). Es gelangte zusammen mit anderen Reliquiaren des Welfenschatzes 1935 durch Kauf des Preußischen Staates an das damalige Schloßmuseum in Berlin (Kunstgewerbemuseum).

Maße: H.: 73 cm; Bu.: 0,6 cm (A).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A), gotische Minuskel (B).

  1. A

    · S(ANCTI) · SIGISMU(N)DI M(A)R(TYRIS)

  2. B

    cusmundusa)

Übersetzung:

(Reliquien) des hl. Märtyrers Sigismund. (A)

Kommentar

Der Burgunderkönig Sigismund († 523) war als Vorfahr und Märtyrerkönig dem sächsischen Kaiserhaus der Ottonen über die aus burgundischem Hause stammende Kaiserin Adelheid verbunden. Auf dem Tragaltar der Gräfin Gerdrud (Nr. 3) wurde er zusammen mit Adelheid als Vorfahr auch der brunonischen Grafen dargestellt.

Textkritischer Apparat

  1. Das erste u als zwei unverbundene Striche nebeneinander, es könnte auch mit Kötzsche, S. 67, ciismundus zu lesen sein; Susmundus Neumann, S. 270; susmundus Falke/Schmidt/Swarzenski, S. 147.

Anmerkungen

  1. Vgl. Willmuth Arenhövel, Der Hezilo-Radleuchter im Dom zu Hildesheim. Beiträge zur Hildesheimer Kunst des 11. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Ornamentik, Berlin 1975 (Diss.Berlin 1972), S. 137.
  2. Vgl. ebd., S. 153.
  3. Als verkürztes Lilienzepter gedeutet, vgl. ebd.
  4. Ebd., S. 155; Falke/Schmidt/Swarzenski, S. 148; Kötzsche, S. 27.

Nachweise

  1. Abb.: Falke/Schmidt/Swarzenski, Taf. 61; Kötzsche, Abb. 10 und 11.
  2. Lit.: wie Anm. 4; Neumann, Nr. 48; Kötzsche, S. 26f., 67f.; Arenhövel (wie Anm. 1), S. 148–155.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 29 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0002907.