Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)
Nr. 299 Herzog Anton Ulrich-Museum um 1500
Beschreibung
Klappaltar in Form eines dreieckigen Schreins; Holz. Die beiden stumpfwinklig schließenden Altarflügel zeigen außen die Verkündigung: links stehend Maria, in der rechten Hand ein Buch, die linke erhoben. Über dem Nimbus ein mehrfach geschwungenes, an den Enden gerolltes Schriftband (A). Auf dem rechten Flügel, ihr zugewandt, Gabriel mit Zeigegestus der rechten Hand, einen verzierten Stab in der Linken, über seinem Kopf ein gleichartig geschwungenes Schriftband (B). In geöffnetem Zustand zeigt die linke Tafel eine Darstellung der Maria Cleophas mit Namensbeischrift C über ihr; sie hält die Kinder Joseph Justus und Jacobus d. J. auf den Armen, Thaddäus und Simon, deren Attribute Säge (Simon) und Keule (Thaddäus) vertauscht sind, stehen links und rechts neben ihr. Über den Köpfen der Kinder Spruchbänder mit den Tituli D–G. Auf der Innenseite des rechten Flügels in gleicher Weise Maria Salome (H) mit Jacobus d. Ä. und Johannes Ev. auf den Armen (I, K). Im Inneren des Schreins, unter einem vergoldeten Schnitzwerkbaldachin, der von gedrehten schlanken Säulen getragen wird, befand sich früher auf einem Sockel eine Skulptur Marias mit Kind, die heute fehlt. Die Figur war Ersatz oder wurde später hinzugefügt1). Der Altar kam 1877 aus dem Kreuzkloster an das damalige Herzogliche Museum2).
Maße: H.: 126 cm (Schrein), 102 cm (Flügel); Br.: 74 cm (Schrein), 39 cm (Flügel); Bu.: 1 cm (A, B), 2 cm (C, H), 0,8–1 cm (D–G, I, K).
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
- A
· ecce · ancilla · d(omi)ni · fiat · michi · secu(n)du(m) · uerbum · tuum ·3)
- B
· aue · gracia · plena · dominus · tecum ·4)
- C
· maria · cleophe ·
- D
· S(anctus) · josepe · justus
- E
· S(anctus) · jacop · mynor ·
- F
· S(anctus) · tadeus ·
- G
S(anctus) symon
- H
· maria · salome ·
- I
S(anctus) · iohan(n)es · eywa(n)gheli[sta]
- K
· S(anctus) iacop · maior ·
Übersetzung:
Siehe, (ich bin) die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort. (A) Gegrüßest seiest du, Gnadenreiche, der Herr ist mit dir. (B)
Anmerkungen
- 1877 befand sich im Schrein die Figur eines Schmerzensmannes, die Riegel bereits ebenfalls für nicht original hielt. Er meinte, dem Thema der Hl. Sippe entspräche eher eine Anna selbdritt.
- Riegel, Nr. 101, S. 82ff.; Beschreibung bei Gmelin, S. 411–413, Nr. 134. Gmelin sah den Altar als Leihgabe in St. Ägidien, heute ist das Stück wieder im Museum (Inv.-Nr. MA 101).
- Lc. 1,38.
- Lc. 1,28.
- Vgl. Gmelin, S. 413; vgl. Nr. 341.
Nachweise
- Abb. und Lit.: wie Anm. 2.
Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 299 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0029906.
Kommentar
Die Tafelmalerei wird der Werkstatt des sog. Meisters der Braunschweiger Sippentafeln zugeschrieben5).