Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 295 St Ulrici-Brüdern E. 15. Jh.

Beschreibung

Altarkreuz; Bronze. Das im Verhältnis zum Kruzifixus überbreite Krückenkreuz mit vergoldetem punzierten Rand ist offensichtlich nicht ursprünglich zu dem bronzegegossenen Corpus aus der Zeit um 1230 zugehörig1). Unterhalb der Kreuzarme ist je eine Öse angegossen, an die die Reliquien in Säckchen oder Bündeln aufgehängt wurden. Auf der schlichten Rückseite in der Vierung des Kreuzes befindet sich das gravierte Reliquienverzeichnis. Es ist ungeklärt, wann und auf welche Weise das Kreuz an die Kirchengemeinde St. Ulrici-Brüdern kam.

Maße: H.: 33 cm; Br.: 26 cm; Bu.: 0,6–0,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [1/1]

  1. Heea) Su(n)t rel(iquie) d(e) sep(u)lc(r)ob) d(omi)ni / d(e) s(ancto) eleuther(io) hel’uoc) christof(ori) / tho(me) ap(ostoli) blas(ii) ep(iscopi) barthol(omei) ap(ostoli) d(e) / vel(o) s(ancte) mar(ie) d(e) la(m)p(ade) q(uam) r(es)tinxitd) s(ancta) v(ir)g(o) / agnet(is) de caluar(ie) loco d(e) pur/pur(a) d(omi)ni

Übersetzung:

Dieses sind Reliquien vom Grab des Herrn, vom hl. Eleutherius, (...) Christophorus; des Apostels Thomas, des Bischofs Blasius, des Apostels Bartholomäus, vom Schleier der hl. Maria, von der Lampe, die die hl. Jungfrau Agnes auslöschte, vom Kalvarienberg, vom Purpur des Herrn.

Kommentar

Die fünfzeilige Inschrift (die beiden letzten Worte sind schon auf dem Kreuzstamm) beginnt mit zwei sorgfältig ausgeführten Initialen mit Hintergrundschraffierung. Die größer und regelmäßiger ausgeführten Buchstaben zwischen dreifachen Hilfslinien in der ersten Zeile lassen annehmen, daß die Inschrift zunächst dekorativer geplant worden war, als sie dann in der Weiterführung graviert wurde. Die Buchstaben der unteren vier Zeilen bewegen sich unausgeglichen in Größe, Abstand und Schriftrichtung zwischen nur zwei Hilfslinien, die beiden letzten Worte sind gröber, in der Schriftrichtung noch schwankender als das Vorausgehende. Die Vorzeichnung der ersten Zeile wird in dem folgenden Text nicht erreicht.

Textkritischer Apparat

  1. Auch Transkription Hec möglich; e und c in identischer Form.
  2. o verkleinert hochgestellt.
  3. Dieses Wort konnte nicht identifiziert werden.
  4. Lesung von Hartmut Hoffmann, Göttingen, für dessen Hilfe ich herzlich danke.

Anmerkungen

  1. Dessen Beschreibung und die Einordnung in den niedersächsischen Formenkreis des Bronzegusses und der Goldschmiedekunst in Kat. Stadt im Wandel 2, Nr. 1061, S. 1223f.

Nachweise

  1. Abb.: Diestelmann/Kettel, S. 4; Dorn, S. 168.
  2. Lit.: wie Anm. 1.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 295 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0029502.