Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 288† St. Jakobskirche 2. H. 15. Jh./1519

Beschreibung

Bauinschriften; Jakobstraße/Eiermarkt. Die eingehauene Jahreszahl A am Turm in arabischen Ziffern, deren Größe und Standort nicht angegeben wird, stammte wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts1). Inschrift B wurde bei der Renovierung des Turms 1519 angebracht und befand sich auf dessen Westseite neben dem Fenster. Der Turm wurde 1794 abgerissen.

Inschriften nach Rehtmeyer/Slg. Sack.

  1. A

    861

  2. B

    1519

Kommentar

Die Jahreszahl 861 gilt seit dem späten 15. Jahrhundert als Gründungsdatum Braunschweigs2). Die Gründungslegende erzählt von den Brüdern Dankward und Brun; von Dankward als Erbauer der Burg Dankwarderode und der Petruskirche, und Brun als Erbauer der Jakobskirche, die ursprünglich dem hl. Polykarpus geweiht war3). Der Turm war stets mit der Gründungslegende der Stadt verknüpft und wurde 1519 neben der Jahreszahl B mit eingebauten Bleitafeln4) und Pergamentbrief5) ausgestattet. Die stadtarchäologischen Befunden neuerer Grabungen lassen auf einen ersten Kirchenbau kurz nach 1065 und um einen um 1100 nachfolgenden, versetzten und erweiterten Umbau schließen6). Diese Ergebnisse bestätigen die Gründungslegende nicht.

Anmerkungen

  1. Hermen Bote sah am Ende des 15. Jahrhunderts die Jahreszahl auf dem Turm: unde was de erste kercke dat bewiset de torne noch uth; Schichtboick, in: Chroniken der deutschen Städte 16, S. 269-493, hier S. 472f. Rehtmeyer sah die Zahl noch, vgl. Kirchen-Historie 1, S. 15; ebenso Ribbentrop 1, S. 186.
  2. Die Jahreszahl auch auf dem Holzschnitt Peter Spitzers von 1547.
  3. Niedersächsische Chronik, in: Caspar Abel (Hg.), Sammlung etlicher noch nicht gedruckten Chroniken, Braunschweig 1732 (Teutsche und sächsische Alterthümer, Teil 3), S. 1–251, hier S. 74; Chronik des Johann Stadtweg, SrB 3, S. 265; Conrad Bothe, Chronicon picturatum Brunsvicense, ebd., S. 299; Tabula S. Blasii, ebd., S. 148; vgl. Nr. 368.
  4. Vgl. Nr. 368.
  5. Ein Pergamentbrief, auf dem das Alter des Turms wiederum ausdrücklich mit 861 angegeben wurde, wurde 1519 bei der Renovierung eingelegt; vgl. Rehtmeyer, Kirchen-Historie 1, S. 15.
  6. Hartmut Rötting, Archäologische Siedlungsbefunde zu den Vor- und Frühformen von Braunschweig, in: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 3, 1991, S. 100-104, hier S. 101.

Nachweise

  1. Sack, H V, 134, S. 3, 46; wie Anm. 1, 5.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 288† (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0028809.