Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 283† Dom St. Blasii 15. Jh.?

Beschreibung

Schrift- oder Altartafel1), möglicherweise mit der bildlichen Darstellung des hl. Achatius und der 10.000 Krieger-Märtyrer. Der Altar oder der Ort im Dom, an dem die Tafel hing, ist nicht mehr festzustellen, auch die Schriftart und die Anordnung des Textes sind nicht angegeben. Die Datierung ist nur mit dem Stichwort ‚vorreformatorisch‘ notdürftig zu umreißen. Rehtmeyer, der als einziger den Text überliefert, läßt im Unklaren, ob die Tafel zu seiner Zeit noch vorhanden oder schon vernichtet war.

Inschrift nach Rehtmeyer.

  1. Sanctus Ductor cum acieDono triumphans gratiaeDecem praecessor milliumNobis praestet auxiliumUt superatis hostibusCoeli reddamur postibusO felix exercitusQui crucem imperterritusConscendis unanimiterTe colentes suppliciterChristi commendas nominiNos infer regno DominiO Achati Dux strenueTibi devotis annueSacris cum decem millibusDa dexteram humilibusNos solvens a maculisEt omnibus periculis

Übersetzung:

Der heilige Anführer mit dem Heer, triumphierend durch das Geschenk der Gnade, der den 10.000 voranschreitet, gewähre uns Beistand, damit wir nach Überwindung der Feinde den Pforten des Himmels übergeben werden. O seliges Heer, du hast unerschrocken und einmütig das Kreuz bestiegen. Diejenigen, die dich betend verehren, empfiehlst du dem Namen Christi. Führe uns in das Reich des Herrn, o Achatius, tüchtiger Führer, neige Dich denen zu, die sich in Demut an dich wenden. Reiche gemeinsam mit den heiligen 10.000 (Kriegern) den Demütigen deine Rechte, löse uns von unserer Befleckung und allen Gefahren.

Versmaß: Zwei- bzw. dreisilbig gereimte rhythmische jambische Dimeter.

Kommentar

Die 10.000 Krieger und ihr Anführer Achatius2) wurden im Braunschweiger Dom an drei Altären verehrt3), die 1328, 1334 und vor 1369 errichtet wurden4). Eine vom Anfang des 17. Jahrhunderts stammende Gedächtnistafel für Herzog Otto den Milden, den Stifter und Erbauer des südlichen Seitenschiffs, benennt unter den dort verehrten Heiligen auch die 10.000 Krieger5).

Anmerkungen

  1. Rehtmeyer bezeichnete sie folgendermaßen: Lubet hic addere Epitaphium St. Achatii, quod olim in hac ecclesia appensum, viator legere potuit; Kirchen-Historie 1, S. 104, Anm. s.
  2. Vgl. LCI 5, Sp. 16–21.
  3. Der große Corpus Christi-Altar, der mit vielen anderen Heiligen auch den 10.000 Kriegern geweiht war, stand auf der Nordseite des Kirchenschiffes, ein der hl. Katharina und den 10.000 Kriegern geweihter Altar im südlichen Schiff der Krypta; vgl. Döll, S. 172, 176.
  4. Ebd.; Rehtmeyer, Kirchen-Historie 1, Suppl., S. 93, nennt den Altar von 1334.
  5. Ebd.

Nachweise

  1. Wie Anm. 1–4.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 283† (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0028304.