Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)
Nr. 153† Schützenstraße 14/15 (ass. 123/124) 1466
Beschreibung
Hausinschrift. Die beiden traufenständigen Häuser wurden 1466 zu einem Gebäude vereinigt. Die im 18. Jahrhundert teilweise überbaute, im 20. Jahrhundert freigelegte Fachwerkfront zeigte deutlich zwei Häuser, das linke fünf, das rechte sechs Fach breit, eingeschossig ohne Zwischengeschoß. Auf dem mit Kleinfiguren verzierten Treppenfries der Schwelle des vorkragenden Obergeschosses waren die Inschriftteile jeweils oberhalb der Knaggen erhaben ausgeführt. Das Haus wurde 1944 zerstört.
Inschrift nach Slg. Kail und Fricke1).
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
an(n)o d(omi)ni m° cccc lxvia) in vig(i)l(i)a san[c]ti ioha(n)nis baptiste co(m)ple(ta) est domvs ista
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1466 am Tag vor dem Tag des hl. Johannes d. T. (23. 6.) ist dieses Haus vollendet worden.
Textkritischer Apparat
- Ende der Inschrift des ersten Hauses. Diese war im 19. Jahrhundert verdeckt; Dürre, S. 701.
Anmerkungen
- Fricke, 1975, Taf. 68 (die letzten vier Worte) und 99a (anno ... in).
- Vgl. ebd., S. 91; Meier/Steinacker, 1926, S. 82.
- Sog. Paraphrase des Schichtspiels; vgl. Chroniken der deutschen Städte 35,1, S. 11, 24.
- Oscar Ballin, Eine mittelalterliche Beamtenkurie der Stadt Braunschweig, in: Braunschweigisches Magazin 21, 1915, S. 91–94, hier S. 94.
Nachweise
- Abb.: Slg. Kail, Bl. 68, 84; Fricke, 1942, S. 18; ders., 1975, Taf. 68, 99a.
- Lit.: Sack, H V, 90, S. 101; Kämpe, Wappenbuch I, S. 45; Steinacker, 1924, S. 133f.; Fricke, 1971, S. 40; ders., 1975, S. 91, 93, 164; wie Fn. a, Anm. 1, 2, 4.
Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 153† (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0015301.
Kommentar
Die beiden Häuser trugen den ältesten datierten Treppenfries Braunschweigs2). Sie wurden 1466 als Dienstwohnung für das neu geschaffene Amt des Stadtsyndikus hergerichtet. Als erster hat dort wahrscheinlich Doktor Johannes Seeburg gewohnt, gegen den die Bürger in der Schicht von 1488 Klage führten und vorschlugen, das ‚Doktorhaus‘ in ein Kornmagazin umzuwandeln3). 1549 wird das Gebäude als „des Rates Schreiberei“ bezeichnet4).