Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 122† 1446

Beschreibung

Banner. In der im Schichtboik des Hermen Bote beschriebenen schicht der unhorsem borger von 1445/46 lassen sich die gegen den Rat opponierenden schichtmekers oder pertiebrodere ein blau-rotes Banner machen, auf dem ein springender Hase, und darüber, in einem Spruchband, eine Spottinschrift aufgemalt waren1). Dieses Banner wurde von den rebellischen Bürgern durch die Stadt getragen2). Aussehen und Inschrift des Banners sind nicht zweifelsfrei; da Hermen Bote etwa um 1460 geboren wurde, kann er es in keinem Falle gesehen haben, da es sicher mit dem Ende der Schicht im Dezember 1446 vernichtet wurde.

Inschrift nach Hermen Bote.

  1. Hu hase hu

Kommentar

Die Devise auf dem Banner ist ein Jagd- und Hetzruf3), mit dem man bei der Hasenjagd die Tiere aufjagte. Der Hase als Gegenbild zum städtischen Löwen spielt in Botes Schilderung dieser Schicht eine besondere Rolle. In diesem Falle wurde der Hetzruf auf den Rat bezogen, der verjagt werden sollte. Dazu kam es nicht, weil der Rat in taktisch kluger Weise den Aufstand unterlief, indem er die rebellischen Bürger unter sich uneins zu machen verstand4). Aufschlußreicher als die Inschrift des Banners sind die anderen von Hermen Bote wörtlich überlieferten Devisen, die auf Papierstreifen geschrieben und demonstrativ an die Kleidung geheftet wurden. Sie zeigen die unterschiedlichen Parteiungen aufgrund sozialer Schichtung der Handwerker und ihrer Gilden5), können hier aber aus formalen Gründen nicht aufgenommen werden.

Anmerkungen

  1. Abbildung auf Bl. 39v der Handschrift Cod. Guelph. 120 Extrav. der Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel.
  2. Der Zeitgenosse Abt Bertold Meyer spricht in seinem Bericht über den Aufstand und die als Sühneleistung nachfolgende Translation der Gebeine des Stadtheiligen St. Auctor ebenfalls von einem bannerenvorer der Aufständischen; vgl. Hermen Bote, Dat Schichtboik, in: Chroniken der deutschen Städte 16, S. 269–493; Anhang 3, S. 515–526, hier S. 515. Vgl. auch Schicht von 1513, ebd., S. 454.
  3. Ebenso im Schichtspiel, das die Vorgänge der Schicht von 1488 behandelt, der Hetzruf hu nu; Das Schichtspiel, in: ebd., S. 83–258, hier S. 140.
  4. Vgl. Hartmut Boockmann, Eine Krise im Zusammenleben einer Bürgerschaft und ein „politologisches Modell“ aus dem 15. Jahrhundert. Der Braunschweiger Chronist Hermen Bote über den Aufstandsversuch von 1445/46, in: Herbert Blume/Eberhard Rohse (Hgg.), Hermann Bote, Städtisch-hansischer Autor in Braunschweig 1488–1988. Beiträge zum Braunschweiger Bote-Kolloquium 1988, Tübingen 1991, S. 133–152.
  5. Chroniken der deutschen Städte 16, S. 337f.; Hermann Bote. Zwei Kapitel aus dem Schichtbuch, hg. von H. Blume, Braunschweig 1985, S. 45, Anm. 15.

Nachweise

  1. Abb.: wie Anm. 1.
  2. Lit.: Wie Anm. 4, 5; Matthias Puhle, Die Braunschweiger „Schichten“ des späten Mittelalters und ihre verfassungsrechtlichen Folgen, in: Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, Braunschweig 1986 (Braunschweiger Werkstücke, Reihe A, Bd. 21/Gesamtreihe Bd. 64), S. 235–251, hier S. 246f.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 122† (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0012206.