Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 87 St. Magni 1416

Beschreibung

Glocke, Johannes und Maria geweiht; im Glockenhaus zwischen den Türmen. Alle Kronenbügel fehlen. Die Inschrift befindet sich auf der Schulter, einzeilig zwischen zwei Doppellinien umlaufend. Vor dem Datum als Anfangszeichen eine kniende Gestalt mit einem erhobenen Kelch in der rechten Hand, zwischen Datum und Glockenspruch als Worttrenner ein nach links steigender Löwe. Die Flanke ist mit zwei Reihen versetzt übereinander stehender Modeln, insgesamt 15 Rosetten, Sternen, Löwenköpfen und steigenden Löwen, verziert. Ein dreifüßiger Grapen ist möglicherweise als Gießerzeichen zu deuten1). Dazwischen befindet sich in einer runden Fassung die Darstellung der Auferstehung, dazu in ganzer Figur Johannes d. T. mit dem Agnus Dei auf einer Scheibe in der linken Hand, die rechte segnend erhoben; ferner ist als zweite Glockenpatronin Maria sitzend mit dem Kind auf dem Schoß dargestellt.

Maße: H.: 96 cm; Dm.: 118 cm; Bu.: 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. an(n)o · d(o)mi(ni) · m · c°c°c°c° · v° xi · d(o)m(ini)ca ca(n)tate · o · rex · gl(ori)e · (christe)a) · ve(n)i · nob(is) · cu(m) · pace

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1416 am Sonntag Cantate (17. 5.). O König der Herrlichkeit, Christus, komm zu uns mit Frieden.

Kommentar

Die Jahreszahl der Inschrift ist unterschiedlich gedeutet worden2). Wahrscheinlich muß davon ausgegangen werden, daß bei der spiegelverkehrten Beschriftung der Glockenform die Ziffer v irrtümlich links neben die Ziffer x gesetzt wurde3).

Textkritischer Apparat

  1. xpe.

Anmerkungen

  1. Pfeifer, 1921, S. 151.
  2. Beck las ‚1411‘, indem er das v für die Abkürzung des Wortes vnde hielt, was ganz abwegig erscheint; Sack, H V, 137, S. 95f. und 146, las ‚1405 am 11. Sonntag Cantate‘ und deutete ‚Cantate als der 11. Sonntag des Kirchenjahres‘. Das wurde von Pfeifer, 1921, S. 150ff., übernommen, ebenso von Brutzer, S. 33, und Dorn, S. 229, ist aber schon rechnerisch nicht möglich. Sonntage mit dem liturgischen Introitus-Namen wurden ohnehin schwerlich mit Ordnungszahlen des Kirchenjahres versehen. – Meier/Steinacker, 1926, S. 33, datierten 1451.
  3. Nach Erwägung von Karl-Friedrich Waack, Hannover, dem ich für seine Bemühungen herzlich danke.

Nachweise

  1. Wie Anm. 1, 2.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 87 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0008702.