Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 71 Herzog Anton Ulrich-Museum um 1400

Beschreibung

Sattel; Elfenbein. Der geschnitzte Prunksattel stammt aus der Kunstsammlung des Herzogs Ferdinand Albrecht I. zu Bevern, doch ist nicht bekannt, ob er sich schon früher im Besitze des Welfenhauses befand oder von dem Herzog erworben wurde. Deutungen des in der Schnitzerei in vielfältiger Form wiederkehrenden m als Initiale des Herzogs Magnus Torquatus (1345–1373) sind nicht zu halten1). Der in seiner Grundform aus Holz gefertigte, innen mit Birkenrinde und schwarzem Leder, außen mit geschnitzten Elfenbeinplatten bekleidete Bocksattel wird als süddeutsche Arbeit angesehen2). Ein auf der linken Sattelseite vom Sattelbogen über den Steg nach dem Sitzblatte hin mehrfach gebogenes Schriftband trägt eine hochdeutsche Inschrift (A). Auf den beiden hinteren Sattelflanken je eine reich gekleidete weibliche Gestalt, zu drei Vierteln umgeben von einem breiten geschwungenen Schriftband (B). Als Worttrenner dienen jeweils fünfblättrige Rosen. Auf beiden hinteren Sitzblatthälften in einem Strahlenkranz zwei in sich verflochtene Minuskelbuchstaben (C). Eine höfisch gekleidete, stehende weibliche Gestalt vor dem linken Sattelbogen trägt in der rechten Hand einen überdimensionalen schriftbandartig geschlungenen Minuskelbuchstaben (D). Über das gesamte geschnitzte, ursprünglich in roter, blauer und grüner Farbe bemalte Bildprogramm ist in kleineren und größeren sonnenartig gestalteten Medaillons der als Initiale einer Dame gedeutete Buchstabe m verstreut.

Maße: L.: 55,5 cm; vordere Br.: 34 cm; rückwärtige Br.: 45 cm.; Bu.: 2,2 cm (A), 3,2 cm (B), 7,5 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. A

    treu yst · seltha) /in der welttb)

  2. B

    m · m · m

  3. C

    mu

  4. D

    u

Textkritischer Apparat

  1. t und h in einer Haste verschlungen.
  2. Die Lesung ist nicht eindeutig.

Anmerkungen

  1. Vgl. Bilderhefte 1, S. 19.
  2. Julius von Schlosser, Elfenbeinsättel des ausgehenden Mittelalters, in: Jb. der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 15, 1894, S. 260–294, hier S. 265–267.

Nachweise

  1. Abb.: Bilderhefte 1, Abb. 27.
  2. Lit.: wie Anm. 1 und 2.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 71 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0007104.