Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 33 Dom St. Blasii 1346

Beschreibung

Bauinschrift. Stifterinschrift über dem westlichen Portal des südlichen Seitenschiffes, der ehemaligen Laurentiuskapelle. Die Inschrift wurde achtzeilig in einen hellen Sandsteinquader eingehauen. Sie verzeichnet den Todestag des Stifterpaares Herzog Ottos des Milden von Braunschweig und seiner Gemahlin Agnes von Brandenburg und gibt das Datum der Fertigstellung des Seitenschiffes an. Oberhalb des Portals, auf der den westlichen Zwerchgiebel krönenden Kreuzblume, ist das Wappen Herzog Ottos, auf dem Giebel östlich daneben das seiner Gemahlin aufgesetzt.

Maße: H.: ca. 40 cm; Br.: ca. 70 cm; Bu.: ca. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Bernhard Boockmann [1/1]

  1. ANNO · D(OMI)NI · M · CCC · XL · IIII · / · OB(IIT) · DUX · OTTO · FELICIS · ET · / ADAUCTI · AGNES · CON/THORALIS · SUA · OB(IIT) · M · CCC · / XXXIIII · U · K(A)L(ENDAS) · DEC(EMBRIS) · A · QVIBUS · / FUNDATA EST · HEC · CAPPEL/LA · ANNO · INCARNACIONIS / DOMINICE · M · CCC · XLUI ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1344 starb Herzog Otto am Tag der Hll. Felix und Adauctus (30. 8.), Agnes, seine Gattin, starb im Jahr 1334 am fünften Tag vor den Kalenden des Dezember (27. 11.). Von ihnen ist diese Kapelle gegründet worden. Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1346.

Wappen:
Braunschweig, Brandenburg1).

Kommentar

Die Majuskelbuchstaben sind tief und mit starken Schwellungen eingehauen. In feineren Linien sind nur die Abschlußstriche der unzialen C, E und T sowie die mittleren Hasten des durch Grundstrich geschlossenen M gehalten. A ist durchgehend mit abgestrecktem linken Schaft und einem langen Deckstrich vorhanden; das A in AGNES ist durch einen überlangen, mit rankenartigen Ausläufern versehenen Deckstrich betont. Dadurch ist ihr Name besonders hervorgehoben; auf die gleiche Weise ist bei dem folgenden Wort CONTHORALIS das unter dem A des Wortes AGNES stehende S mit einem Ausläufer verziert. M und N kommen nur in runder Form vor. Dreieckig auslaufende Schäfte zeigen besonders F, L, S und X. Insgesamt wirkt die Inschrift bei aller Monumentalität durch ausladende, sich in den einzelnen Buchstabenformen jedoch angleichende Rundungen künstlerisch ausgeformt.

Die Erweiterung des Domes nach Süden begann etwa 1322, der Ostteil des südlichen Seitenschiffes wurde 1334, der westliche Portalteil erst zwei Jahre nach dem Tode Herzog Ottos, 1346, fertiggestellt2). Diese dem hl. Laurentius geweihte Kapelle war als Grablege des Ehepaares vorgesehen. Erhalten sind die hölzernen, bemalten Statuen beider Stifter (heute an der Wand des südlichen Seitenschiffs innen). Vier Schlußsteine in den Gewölbejochen zeigen abwechselnd den braunschweigischen Löwen und den brandenburgischen Adler.

Anmerkungen

  1. Vgl. Meier/Kämpe, 1914, S. 124.
  2. Urkunde über die Fertigstellung der Kapelle (25. Mai 1345): UB Braunschweig 4, Nr. 177, S. 186ff.

Nachweise

  1. Schiller, 1852, S. 18f.; Dürre, S. 678; Scheffler, S. 65; Meier/Steinacker, 1926, S. 9; Dorn, S. 216.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 33 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0003304.