Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)
Nr. 28 St. Ägidien vor 1300
Beschreibung
Gedenkstein für Daniel von Pattenhusen. Er befindet sich heute in der nördlichen Eingangskapelle im Querschiff an der Westwand. Der achteckige, oben und unten je in stumpfen Winkeln abgeschrägte graue Sandstein ist in Augenhöhe in die Wand eingelassen. Beim Wiederaufbau der Kirche 1979 restauriert.
Maße: H.: 97 cm; Br.: 47,5 cm; Bu.: 3,2 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+ · XVII · K(A)L(ENDAS) · + / FEBRVARII · OBIIT / DANIEL · BVRGENSIS / IN BRVNS(WIK) · D(I)C(TV)S · DE PATTE(N)/HVSEN · Q(V)Ia) · CO(N)TVLIT · ECCLE/SIE · N(OST)RE · LXX · M(ARCAS) · CAPELLA(M) / HA(N)C · IN · QVAb) · IACET · EDIFICA(N)S / ALTARE · DOTAVIT · ITA · Q(V)ODc) / MISSA · NO(N) · CAREAT · VLLO · / DIE · ET · FRATRIB(VS) · I(N) DORMITO/RIO · LVMEN · P(ER)PETVV(M) · MINI/STRAVIT · ET · AN(N)IVERSA/RIVM · SVUM · APVD · NOS / CVM · MAGNIS · VIGILIIS / ET · MISSIS · SOLLE(M)PNITER PROCVRAUIT · CVIUS · ANI/MA · ET · OMNIVM · BENEFAC/TORV(M) · NOSTRORV(M) · ANIME · P(ER) · / DEI · MISERICORDIAM / REQ(V)IESCA(N)Td) · I(N) · PA/CE · AMEN · ωe)
Übersetzung:
Am 17. Tag vor den Kalenden des Februar (16. Januar) starb Daniel, Bürger in Braunschweig, genannt von Pattenhusen, der unserer Kirche 70 Mark stiftete. Er ließ die Kapelle bauen, in der er nun liegt, und stattete den Altar in der Weise aus, daß jeden Tag Messe gelesen werden kann. Und den Brüdern stiftete er in ihrem Schlafraum ein ewiges Licht. Und er sorgte für seine Jahresgedächtnisfeier bei uns mit großen und feierlichen Vigilien und Messen. Seine Seele und die Seelen aller unserer Wohltäter mögen durch Gottes Barmherzigkeit in Frieden ruhen. Amen.
Textkritischer Apparat
- I auf die Hälfte verkleinert und hochgestellt.
- V auf die Hälfte verkleinert und hochgestellt.
- O mit einem Strich darunter auf die Hälfte verkleinert und hochgestellt.
- I auf die Hälfte verkleinert und hochgestellt.
- Omega mit Kreuz.
Anmerkungen
- Erwähnt in einer Urkunde vom 6. September 1283; vgl. UB Braunschweig 4, Nr. 153, S. 426f., hier S. 426, Z. 18; Spieß, 1970, S. 176, 244.
Nachweise
- Sack, H V, 127, S. 8, 142; Rehtmeyer, Kirchen-Historie 1, S. 82; Meier/Steinacker, 1926, S. 16.
Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 28 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0002803.
Kommentar
Der vielfältige Wechsel zwischen verschiedenen Buchstabenformen ist als Schmuckmittel bewußt eingesetzt: M in kapitaler, aber auch in runder Form mit rechts offenem Bogen und rechtem Abstrich sowie in ganz geschlossener Form; ebenso unziales E und T neben den kapitalen Formen; U wird, der optischen Wirkung halber, bevorzugt neben V gesetzt (SVUM); eckiges neben rundem C; A in mindestens drei verschiedenen Formen.
Daniel von Pattenhusen war 1274–1292 Ratsherr der Altstadt1); Steinackers Deutung der Abkürzung DCS als decanus widerspricht das ausdrücklich vorangestellte burgensis in brunswik. Der Gedenkstein einer Memorienstiftung ist in Form und Beschriftung ohne Parallele in Braunschweig.