Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 16 Berlin, Kunstgewerbemuseum nach 1173

Beschreibung

Armreliquiar des hl. Innocentius; Silberblech, getrieben und gestanzt, teilweise vergoldet, auf Birnbaumholz. Aus dem vergoldeten schräggefältelten Ärmel des Obergewandes mit abstehender seitlicher Bortenverzierung, die bis zum Handgelenk aufsteigt, ragt in schrägem Ausschnitt der quergefältelte enganliegende Unterärmel. Er ist mit einer gestanzten Abschlußborte besetzt, die mit derjenigen des Caesarius-Armes identisch ist1). Weitgehend identisch sind auch die Borten am Oberärmel und am Sockel des Theodorus-Armes mit denen des Oberärmels am Innocentius-Arm2). Um die birnenförmige Standfläche schließt sich eine gestanzte Borte, deren Ausbesserungen auch als Verzierung eines Teiles des Laurentius-Armes erscheinen3). Die aus den beiden Ärmeln aufragende, silberbekleidete Hand ist schlicht. Der Rand ist mehrfach mit Silberblech ausgebessert und die Ausbesserungen mit Silberstiften befestigt. Die Inschriften befinden sich auf der nach innen eingehöhlten, stark eingedrückten Standfläche des Reliquiars. Inschrift A ist dreizeilig in die Mitte eingeritzt, Inschrift B in etwas kleineren Buchstaben umlaufend um die birnenförmige Rundung. Das Armreliquiar gelangte zusammen mit anderen Stücken des Welfenschatzes 1935 durch Kauf des Preußischen Staates an das damalige Schloßmuseum in Berlin (Kunstgewerbemuseum).

Maße: H.: 50,2 cm; Bu.: 0,6–0,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Bernhard Boockmann [1/1]

  1. A

    BRACHIV(M) · / S(AN)C(T)I · IN(N)OC[E](N)CIIa) · M(A)R(TYRIS) / DVCIS · TEBEORV(M)

  2. B

    DVX HEINRICVS ME FIERI IVSSIT AD HONOREM DEI

Übersetzung:

Arm des hl. Märtyrers Innocentius, des Heerführers der Thebäischen Legion. (A)

Herzog Heinrich ließ mich anfertigen zur Ehre Gottes. (B)

Kommentar

Der Innocentius-Arm fügt sich im Typus der Armbekleidung und in Anbetracht der verwendeten Stanzen in die Gruppe der mit größter Wahrscheinlichkeit von Herzog Heinrich dem Löwen gestifteten Armreliquiare4). Die Inschrift und das eindeutig auf die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zu datierende Schriftbild5) bestätigen diese Zuweisung. Die Herstellung wird in Niedersachsen, möglicherweise in Braunschweig, vermutet6).

Textkritischer Apparat

  1. Starke Beschädigung der Inschrift in der Mitte des Wortes.

Anmerkungen

  1. G. Swarzenski, Abb. 262, 263, S. 317, 329.
  2. Ebd., Abb. 268a–c, S. 325; Kötzsche, S. 41f.
  3. Falke/Schmidt/Swarzenski, S. 149.
  4. Vgl. Einleitung, Kapitel 2.1 Die Inschriften aus dem Umkreis Heinrichs des Löwen.
  5. Vgl. Nr. 15 (Schriftbeschreibung).
  6. G. Swarzenski, S. 324; Kötzsche, S. 74.

Nachweise

  1. Abb.: wie Anm. 1, 2; Kötzsche, Abb. 45; de Winter, Abb. 102f., S. 91f.
  2. Lit.: wie Anm. 1–3; Neumann, Nr. 44; Falke/Schmidt/Swarzenski, S. 150; G. Swarzenski, S. 316ff.; Kötzsche, S. 41f., 74; de Winter, S. 89f.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 16 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0001603.