Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 13 Städtisches Museum um 1160

Beschreibung

Tragaltar aus der Michaeliskirche. Der aus ehemals vergoldeten Kupferplatten auf Holzkern zusammengesetzte Reliquienkasten ist auf vier Tierfüße gesetzt. Der Verschlußstein der oberen Deckplatte fehlt. Links des heute offenen Rechtecks als gravierte Figuren Maria von zwei Engeln umgeben, rechts Christus als Weltrichter, ebenfalls oben und unten von zwei Engeln begleitet. Jeweils ober- und unterhalb des fehlenden Altarsteins drei Engel mit untergesetzten Inschriften (A, B). Auf den Langseiten je vier Apostel, auf Faldistorien sitzend, vor einem mit kleinen Kreisen punzierten Hintergrund. Drei verzierte Lisenen teilen die Figuren voneinander ab. Auf den Schmalseiten je zwei Apostel. Die Namen der Apostel sind umlaufend in die Randleiste der Deckplatte eingraviert (C). Die Randleiste der Basisplatte ist, wie die vier Ecken des Reliquienkastens, mit einem punzierten Zackenband umgeben. Auf der Unterseite des Kastens ist durch eine eingesetzte durchsichtige Hornplatte ein auf einen Pergamentzettel geschriebenes Reliquienverzeichnis sichtbar.

Maße: L.: 19 cm; Br.: 11 cm; Bu.: 0,6 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel.

Museumsfoto (Die Verwendung des Fotos bedarf der Genehmigung durch das Städtische Museum Braunschweig) [1/1]

  1. A

    S(AN)C(TV)S / S(AN)C(TV)S / S(AN)C(TV)S

  2. B

    S(AN)C(TV)S / S(AN)C(TV)S / S(AN)C(TV)S

  3. C

    MATE VS · SIMON · IVDAS · IOHANES · / MATIAS · PAVL(VS) · / + PETR(VS) · ANDREAS · THOMAS · IACOB(VS) / FILIPPVS · BARTHOLOMEVS ·

Kommentar

Die unbeholfene, unregelmäßige Gravierung der Buchstaben entspricht etwa dem bescheidenen handwerklichen Niveau des Reliquienkästchens. Das Zackenband als Zierleiste und die Anordnung der Apostelfiguren weisen auf einen westfälischen Typus1). Ein auch in den Maßen fast gleicher Tragaltar, der 1160/80 angefertigt worden ist, befindet sich in der Kirchengemeinde Lette/Westfalen; er stammt aus dem dortigen Prämonstratenser-Doppelkloster2). Die Engelgruppen auf der Deckplatte sind jedoch auch mit den Engelchören auf den Giebelbekrönungen des Hildesheimer Godehardschreines in Verbindung gebracht worden3). Die Entstehung des Tragaltars wird auf etwa 1160 datiert, möglicherweise steht er im Zusammenhang mit der Kirchweihe der Michaeliskirche 1157.

Anmerkungen

  1. Vgl. G. Swarzenski, S. 312 und S. 287, Abb. 229f.
  2. Vgl. Kat. Monastisches Westfalen: Klöster und Stifte 800–1800, hg. von Geza Jaszai, Münster 1982, Nr. 153, S. 613.
  3. Vgl. Kat. Stadt im Wandel 1, Nr. 28, S. 70.

Nachweise

  1. Abb. und Lit.: wie Anm. 1–3; Bert Bilzer/Rolf Hagen, Städtisches Museum Braunschweig 1861–1961. Ein Überblick über die Sammlungen, Braunschweig 1961, S. 50f; Gerd Spies (Hg.), Brunswiek 1031 – Braunschweig 1981. Die Stadt Heinrichs des Löwen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Festschrift zur Ausstellung, Braunschweig 1981, S. 321, Abb. 1, 2.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 13 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0001302.