Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 45 Münster, Kreuzgang 1453

Beschreibung

Gedenkstein (?) mit Memorialinschrift für Johannes Uussen (Ousem). Vermutlich seit Mitte des 19. Jh. in die innere Mauer des östlichen Kreuzgangflügels zum Kreuzganggarten hin eingelassen.1) Latit. Die zeilenweise angeordnete Inschrift füllt den Stein ganz aus.

Maße: H. 42, B. 56, Bu. 4,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. Anno d(omi)ni m° ccccliii / die xxvi mensis / februarii obiit · / ioha(n)nes Uussen / cui(us) a(n)i(m)a requies/cat in pace amen

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1453, am 26. des Monats Februar starb Johannes Uussen, dessen Seele in Frieden ruhen möge, amen.

Kommentar

Die gotische Minuskel hat deutlich ausgeprägte Oberlängen, die beim U-Versal schon auf halber Zeilenhöhe nach links abgeknickt sind. Der A-Versal ist der gotischen Majuskel entnommen.

Der Verstorbene war als Kanoniker des Cassiusstiftes Inhaber einer Priesterpfründe,2) wird in den Stiftsunterlagen als Johann Ousem geführt und 1468 als verstorben bezeichnet.3) Bei dem Inschriftenträger handelt es sich offensichtlich nicht um eine Grabplatte, ebensowenig aber wohl um einen senkrecht am Grabe aufgestellten Grabstein, da dies nicht der am Stift geübten Bestattungspraxis entsprechen würde.4) Das eher kleine Format des Steines und die zeilenweise Anordnung der Inschrift erinnern an den Gedenkstein für Rupert von der Linde († 1369, vgl. Nr. 35). Es ist zu vermuten, daß Johann Uussen, wie es oft praktiziert wurde, im Grab eines anderen Kanonikers mitbestattet wurde und man zur Erinnerung an seinen Todestag eine Memorialinschrift anfertigen ließ.

Anmerkungen

  1. Aus der Angabe bei Pick, daß „die Grabdenkmäler ... erst in der allerjüngsten Zeit in den Kreuzgang gekommen sind“, geht nicht eindeutig hervor, ob das auch für diesen Stein gilt, der als einziger in der inneren Kreuzgangmauer verbaut ist.
  2. Prothmann, Unbekannte Handschrift, S. 144.
  3. Höroldt, St. Cassius, S. 258. Pick.
  4. Vgl. dazu die Einleitung, S. XXIIf.

Nachweise

  1. Pick, Bonner Zeitung 1869, Nr. 173.
  2. Clemen, KDM, S. 108.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 45 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0004502.