Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 41† Münster 14. Jh.

Beschreibung

Glasfenster mit Stifternamen im Chor in der Nähe des Hochaltars. Die Gestaltung des Fensters ist unbekannt. Helman überliefert unter der Überschrift „Ibidem in Choro in fenestra Summi altaris“ vier Namen, die vermutlich als Stifterinschriften zu deuten sind. Es handelte sich vielleicht um Beischriften zu den Wappen der Stifter, die allerdings bei Helman nicht erwähnt werden. Das Fenster fiel vermutlich wie die anderen Glasfenster des Münsters den Zerstörungen Ende des 16. Jh. zum Opfer.1)

Inschriften nach Helman († 1579).

  1. A

    Henricus archiep(iscopu)s Coloniensisa)

  2. B

    Walramus de Gulichb)

  3. C

    De cervo Can(on)icusc)

  4. D

    Fridericus de Sarwerdend)

Kommentar

Den Namen der Kölner Erzbischöfe sind Jahreszahlen beigefügt, die aber wohl nicht dem Original entsprechen. Heinrich nämlich sind die Zahlen 1225 und 1300 zugeordnet, was auf eine Unsicherheit darüber schließen läßt, ob Heinrich I. (von Molenark, 1225–1238) oder Heinrich II. (von Virneburg, 1306–1331) gemeint war. Die Jahreszahlen können also keinen Bestandteil der Inschriften gebildet haben, sondern müssen von Helman seiner Abschrift hinzugefügt worden sein. Da sich für Heinrich von Molenark keine besonderen Beziehungen zum Cassiusstift feststellen lassen, Heinrich von Virneburg ihm hingegen eng verbunden war und auch in Bonn bestattet wurde,2) wird letzterer sich hinter dem Henricus archiepiscopus verbergen. Ebf. Walram (1332–1349) hatte 1343 die Sanierung des Stiftes in Angriff genommen, nachdem er hatte feststellen müssen, daß u. a. der Zustand des Kirchengebäudes und seiner Innenausstattung katastrophal war.3) Auch Ebf. Friedrich von Saarwerden (1370–1414) befaßte sich intensiv mit den Angelegenheiten des Cassiusstiftes.4) Beide kommen vor diesem Hintergrund als Stifter eines Fensters in Frage. Der vierte Name dürfte sich auf einen Bonner Kanoniker der Familie de Cervo (Hirtz) beziehen. Am ehesten ist wohl an Heinrich de Cervo zu denken, der zwischen 1323 und 1358 als Kanoniker des Cassiusstiftes bezeugt ist. Da die Namen offenbar in chronologischer Reihenfolge aufgeführt sind, stünde er zwischen den Erzbischöfen Walram von Jülich und Friedrich von Saarwerden an der richtigen Stelle.5) Zudem war er ungewöhnlich reich begütert und käme aus finanzieller Sicht ohne weiteres für eine wertvolle Stiftung in Frage.6)

Textkritischer Apparat

  1. Daneben bei Helman die Jahreszahlen 1225 und 1300.
  2. Daneben bei Helman die Jahreszahl 1334.
  3. Canicus Levison; Lehner/Bader. Cunicus Perlbach.
  4. Daneben bei Helman die Jahreszahl 1370.

Anmerkungen

  1. Siehe dazu die Einleitung, S. XXXVII.
  2. Einleitung, S. XV.
  3. REK V, Nr. 1037 von 1343 Aug. 6.
  4. Höroldt, St. Cassius, S. 173 und passim.
  5. Höroldt, St. Cassius, S. 235. Weitere Kanoniker der Familie sind Adolf de Cervo (1371–1373, Höroldt, ebd., S. 244) und Johannes de Cervo (1397–[1401], ebd. S. 351).
  6. Zu seinem umfangreichen Besitz siehe A. Heuser, Das Testament des Heinrich von Hirtz, gen. von der Landskron, AHVN 20, 1869, S. 70–95. Sein Testament enthält auch mehrere Legate für das Cassiusstift.

Nachweise

  1. UB Halle, Helman, S. 65.
  2. Perlbach, Codex traditionum, S. 169.
  3. Levison, Bonner Urkunden, S. 222.
  4. Lehner/ Bader, S. 119, Anm. 1 (jeweils nach Helman).

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 41† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0004104.