Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 33† Ramersdorf, Deutschordenskapelle St. Georg um 1330, 14.–15. Jh.

Beschreibung

Wand- und Gewölbemalereien mit Bildbeischriften (A, B) und mit Bildinschrift als ikonographischem Element (C). Bei der Überführung der Kapelle auf den Alten Friedhof in Bonn 1846–50 zerstört, zuvor von Christian Hohe kopiert bzw. nachgezeichnet.1) Im Chorgewölbe um den segnenden Heiland vier als tierähnlich beschriebene, geflügelte Gestalten, vermutlich die Evangelistensymbole. Über einem „braunen, gehörnten und geflügelten Vierfüsser“2) das Schriftband A. In den Gewölbefeldern des Schiffs das Jüngste Gericht, die Marienkrönung, Auferstehung und Himmelfahrt Christi sowie in den östlichen Kappen der Seitenjoche die hl. Katharina und die hl. Elisabeth von Thüringen mit der Beischrift B über ihrem Kopf. In einer Nische der rechten Wand des Mittelchores die Visitation. Zwischen Elisabeth und Maria aus der Höhe herabhängend ein Schriftband mit den Worten der Elisabeth (C). An den Wänden eines der Seitenchöre Standfiguren weiblicher Heiliger, u. a. die hl. Katharina mit Schwert und Spruchband (Inschrift nicht überliefert).3) An der Westwand befand sich eine weitere – nicht überlieferte – Inschrift über einem Fenster.

Inschriften nach aus’m Weerth, dort nach Hohes Zeichnungen.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. A

    signum bovis

  2. B

    elaizbetha)

  3. C

    unde hoc mihi venit quod mater domini veniat ad me4)

Übersetzung:

Zeichen des Rindes. (A) Woher geschieht mir dies, daß die Mutter des Herrn zu mir kommt? (C)

Kommentar

Hohe hat von Teilen der Malereien an den Wänden Pausen, von allen anderen Malereien lediglich stark verkleinerte Nachzeichnungen angefertigt. Aufgrund der Überlieferungssituation kann die Paläographie nur einen geringen Beitrag zur Datierung leisten, die sich vorwiegend auf stilistische Kriterien stützen muß. Nach aus’m Weerth entstanden die Malereien an den Wänden in der ersten Hälfte, die an den Wänden der Seitenchöre in der zweiten Hälfte des 14. Jh. Clemen setzt die Malereien an den Wänden „etwa nach 1330“ an.5) Die Gewölbemalereien wurden von ihm in den Anfang des 14. Jh., von aus’m Weerth und Achter ins Ende bzw. letzte Viertel des 13. Jh. datiert. Achter weist darauf hin, daß die beiden weiblichen Heiligen, Katharina und Elisabeth, als irdische Personen nicht ins Bildprogramm des Gewölbes passen und zudem stilistisch eine spätere Entwicklungsstufe repräsentieren. Sie nimmt daher mit aus’m Weerth an, daß sie erst im 14. oder 15. Jh. hinzugefügt wurden. Wenn Hohes Wiedergabe der Inschriften auch nicht als paläographisch zuverlässig gelten kann, so ist doch nicht daran zu zweifeln, daß die gewählte Schriftart eine gotische Minuskel war. Aus ihrer Verwendung kann man schließen, daß die Inschriften kaum vor dem 2. Viertel des 14. Jh. ausgeführt worden sein dürften.6) Eine Datierung der Inschriften A und C in die Jahre um 1330 (in Übereinstimmung mit Clemen und aus’m Weerth) und der Beischrift B in das 14. oder 15. Jh. ist aus schriftgeschichtlicher Sicht plausibel.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Vgl. aus’m Weerth, Tf. XLIV–LV.
  2. aus’m Weerth, S. 19.
  3. Hohe deutet Schrift in gotischer Minuskel an, die aber nicht lesbar ist (aus’m Weerth, Tf. LI 15a).
  4. Lc 1,43.
  5. Clemen, Got. Monumentalmalereien, Textbd., S. 148–154 (154).
  6. Siehe die Einleitung, S. XLIII.

Nachweise

  1. aus’m Weerth, Wandmalereien, S. 18–21 und Tf. XLII–LV.
  2. I. Achter, Die Wandmalereien der Kapelle der Deutschordensritter-Kommende Ramersdorf, in: Herrschaft Küdinghoven, S. 33–45 (39) (B).

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 33† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0003302.