Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 16a Rhein. Landesmuseum 11.–Mitte 12. Jh.

Beschreibung

Fragment eines Gedenksteins (Grabsteins oder „Memoriensteins“?)1) mit Memorialinschrift (nicht inventarisiert). Kalkstein. Gefunden 1947 im Münster bei Grabungen, die im nördlichen Querschiff, im Innenhof südlich des Chores und im Innen- und Außenbereich am Westchor durchgeführt wurden.2) Genaue Fundsituation unbekannt. Erhalten ist ein dreieckiges Stück aus dem rechten oberen Teil der Platte. Eine geglättete Kante am unteren Ende weist auf eine nachträgliche Umarbeitung im Zuge einer Zweitverwendung hin. Der Rand ist durch eine zwischen zwei eingehauenen Linien liegende Wölbung profiliert, im Mittelfeld trägt ein in Linien eingraviertes Kreuz die Inschrift.

Maße: H. 34, B. 32, Bu. 5,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. [....] MAR[..]a) / [....]ATAN[- - -]b)

Kommentar

Die tief und sorgfältig eingehauenen Buchstaben sind eher schmal, die Hasten enden in weit ausgezogenen Sporen. Alle Buchstaben werden in der kapitalen bzw. spitzen Form verwendet. A ist trapezförmig, M hat einen kurzen Mittelteil und leicht schräge Außenhasten. Das R ist nicht vollständig erhalten, doch scheint die Cauda an der Haste anzusetzen, weit ausgestellt und geschwungen gewesen zu sein. Das Fragment weist hinsichtlich der Buchstabenformen und -proportionen sowie bezüglich der Gestaltung des Randes Ähnlichkeiten mit dem Gedenkstein für Athalbero auf, der in Dottendorf gefunden wurde (Nr. 16). Allerdings wurde hier auf die Ausführung der Buchstaben noch größere Sorgfalt verwandt.

Die erkennbaren Schriftreste entsprechen dem üblichen Formular der Inschriften auf den vergleichbaren Gedenksteinen des 10. bis 12. Jh. Der Text begann auf dem Querbalken mit dem Tagesdatum, von dem hier noch ein Teil des Monatsnamens MAR[TII] = März erhalten ist. Er wurde fortgesetzt auf dem Längsbalken des Kreuzes, sicher mit dem Prädikat O(BIIT) und dem Namen des oder der Verstorbenen.

Textkritischer Apparat

  1. Über dem R ein Kürzungsstrich.
  2. Vor dem ersten erkennbaren Buchstaben ist ein Bogen sichtbar, der zu einem P, B oder R gehören kann.

Anmerkungen

  1. Die Funktion des Steins kann nicht mit Sicherheit geklärt werden. Siehe dazu die Einleitung, S. XXXIff.
  2. Freundlicher Hinweis von Herrn Christoph Keller, Königswinter.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 16a (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k00016a2.