Inschriftenkatalog: Stadt Bonn
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 50: Bonn (2000)
Nr. 231 Schwarzrheindorf, St. Maria und St. Clemens 1659
Beschreibung
Grabplatte für die Äbtissin Magdalena von Brempt, im Aufgang zur Galerie aufgestellt. Schwarzer Kalkstein (sog. Belgischer Marmor), poliert. Im Mittelfeld unter seitlich gerafften Stoffbahnen ein ovales Medaillon mit den Elternwappen der Verstorbenen. Darunter das hochformatige, leicht erhabene Schriftfeld mit der zehnzeiligen Inschrift A. Zwischen der Rollwerkrahmung des Wappenmedaillons und des Schriftfeldes ein Ölkännchen, Sanduhr, gekreuzte Knochen und ein Totenschädel als Symbole der Vergänglichkeit. An den beiden Langseiten eine sechzehnfache Ahnenprobe mit Beischriften in kleinen Kartuschen (B – Q). Untere linke Ecke abgebrochen, dadurch Verlust einer Wappenbeischrift. Die Versalien sind jeweils größer ausgeführt.
Maße: H. 228, B. 115, Bu. 3 (A), 2,2 (B–Q) cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
DIE HOCHWVRDIG HOCH=/WOLEDELGEBORNE FRAW FR(AW) MAGDALENA GEBORNE VON / BREMBT DER FREYADLICH / WELTLICHEN VHRALTEN / STIFFTE SCHWARTZEN REINDORF / VND DIETKIRCHE(N) RESPECTI=/VE ABBATISSIN VND CANO=/NISSIN AVCH DRITTE(N) REGVLS / DES HEILIGEN VATTERS FRA(N)/CISCI PROFESSIN
B – C BREMPT VIRMVND D – E GERTZEN / GENANT SINTZIG EFFEREN G(ENAN)T / HALL F – G SEINN SCHEIFFART VO(N) / MERODE H – I NESSELRO/DE VON DER ANS/TELL K – L KALDEHOVS/EN PALLANT M – N MERODE SCWARTZEN/BONGART O – P LIMBVRGH HOMPESCH Q RIETESS[..]
Brempt, Virmond |
Anmerkungen
- Riefenstahl, S. 87.
- HStAD, Stift Schwarzrheindorf, Urk. 91; A. 3 I, Bl. 57ff.
- HStAD, Stift Schwarzrheindorf, A. 3 I, Bl. 87r.
- Geschichte der Stadt Bonn, Bd. 3, S. 50.
- HStAD, Stift Schwarzrheindorf, A. 13, Bl. 5r.
Nachweise
- Opfergelt, Doppelkirche, Abb. zu S. 39.
- Clemen, KDM, S. 364.
Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 231 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0023108.
Kommentar
Magdalena von Brempt, seit 1583 als Kanonisse in Schwarzrheindorf belegt und zugleich Kanonisse in Dietkirchen,1) wurde 1626 zur Äbtissin gewählt und 1627 von Ebf. Ferdinand bestätigt.2) Am 29. Juli 1659 wurde ihre Nachfolgerin gewählt.3) Zu diesem Zeitpunkt war Magdalena von Brempt also bereits verstorben. Der Inschrift zufolge hatte sie bei den Kapuzinessen Profeß abgelegt, und zwar vermutlich beim Bonner Konvent, der 1629 in Bonn angesiedelt worden war.4) 1631 waren die Schwarzrheindorfer Kanonissen vor der Bedrohung durch marodierende Truppen nach Köln geflohen, wo ihr Residenzhaus gegenüber dem Observantenkloster vom Orden des hl. Franziskus lag.5) Während ihrer mehrjährigen Abwesenheit hielten die Bonner Minoriten mehrfach den Gottesdienst in der Stiftskirche, und ihr Guardian war es, der 1642 die Kirche nach einer Entweihung durch die Soldaten rekonziliierte (vgl. Nr. 261). In dieser Zeit mag sich eine Hinwendung der Äbtissin zum Franziskanerorden entwickelt haben.