Inschriftenkatalog: Stadt Bonn
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 50: Bonn (2000)
Nr. 208 Münster, Kreuzgang 1648
Beschreibung
Grabplatte für Gottfried Lommessem. Seit Mitte des 19. Jh. in die Westmauer des Kreuzgangs eingelassen, stammt aus dem Kircheninnenraum.1) Trachyt. Eine schmale, unverzierte Randleiste umrahmt das eingetiefte Mittelfeld, das mit umfangreichen Verzierungen in Flachrelief ausgefüllt ist. Der obere Teil zeigt das Vollwappen des Verstorbenen in Knorpelwerkrahmung. Die Rahmung geht oben in eine Fratze über, die zwei seitlich geraffte Stoffbahnen hält. Im Zentrum des Mittelfeldes unter einem geflügelten Engelskopf zwei von Knorpelwerk gerahmte Vollwappen. Darunter ein querrechteckiges Schriftfeld mit der sechszeiligen Inschrift.
Maße: H. 189, B. 97,5, Bu. 4 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
A(NN)Oa) MDCXLVIII IX · SEPTEMB(RIS) / OBIIT NOB(ILIS) ET CL(ARVS) DO(MINVS) / GODEFRIDVS LOMMESSEM / I(VRIS) · V(TRIVSQVE) · L(ICENTIATVS) · ARCHIEP(ISCOPALIS) · CV=/RIAE · COLON(IENSIS) · ADVOCA=/TVS · ET · ASSESSOR · R(EQVIESCAT) · I(N) · P(ACE)
Übersetzung:
Im Jahre 1648 am 9. September starb der edle und berühmte Herr Gottfried Lommessem, Lizentiat beider Rechte, Rechtsbeistand und Assessor der Kölner Kurie. Er ruhe in Frieden.
Lommessem2) |
Dambroich?,3) Hulsman?4) |
Textkritischer Apparat
- Kürzung durch hochgestelltes o.
Anmerkungen
- Pick, Bonner Zeitung 1869, Nr. 174.
- Müller-Westphal, S. 549; Schleicher, Oidtman, Bd. 9, S. 739.
- Hausmarke, bestehend aus zwei schwebenden, innen gekreuzten Sturzsparren nebeneinander, durchflochten von einem Zwillingsbalken und von drei fünfblättrigen Blüten überhöht.
- Zweig mit 3 Eichenblättern und gebogenem Stiel, der unten von einem schwebenden Balken überdeckt ist.
- Schleicher, Oidtman, Bd. 9, S. 739; Müller-Westphal, S. 549.
- Ebd.
- Niederquell, Auflösung, S. 310.
- StA Bonn, Bonner Kontraktenprotokolle, 15.9.1648 (Testament vom 28.7 1648).
Nachweise
- Clemen, KDM, S. 106.
Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 208 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0020809.
Kommentar
Die Worttrennung erfolgt durch Quadrangeln. Entgegen der Bezeichnung als NOBILIS entstammte Gottfried Lommessem als Sohn des Georg Lommessem und der Maria Iverschem einer bürgerlichen Familie, die erst Ende des 18. Jh. in den Freiherrnstand erhoben wurde.5) 1619 schloß er sein Studium an der Universität Köln ab.6) Bei den beiden unbekannten Wappen auf der Grabplatte handelt es sich vermutlich nicht – wie es naheliegend wäre7) – um die Elternwappen der (nicht nachweisbaren) Ehefrau Lommessems: Eine Ehefrau wird in seinem Testament nicht erwähnt, müßte also bei dessen Abfassung bereits verstorben sein. In diesem Falle wäre sie aber an anderer Stelle begraben worden als ihr Gatte, denn Lommessem verfügte testamentarisch seine Bestattung in St. Cassius, ohne auf eine dort bereits beigesetzte Ehefrau Bezug zu nehmen. Er vermachte seinen gesamten Besitz seinem Vetter Peter Dambroich und dessen Frau Maria Hulsman, die zum Zeitpunkt seines Todes offenbar seine nächsten Verwandten waren.8) Da sie vermutlich die Grabplatte anfertigen ließen, dürfte es sich um ihre Wappen handeln, die als Stifterwappen einen zentralen Platz auf der Platte einnehmen.