Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 86 Münster 1589

Beschreibung

Hostienmonstranz aus der Mitte des 15. Jh. mit jüngerer Stiftungsinschrift. Silber vergoldet. Kölner Arbeit.1) Ende 19. Jh. restauriert, bereits zuvor umgearbeitet.2) Vierpaßförmiger, gestreckter Fuß, achtseitiger Schaft, Nodus mit rosettengeschmückten Rotuli. Seitlich des (erneuerten) zylindrischen Trichters zwei Engel mit Schwamm und Lanze sowie Petrus, Paulus, Jakobus und Andreas in den Seitenarkaden. Unter der Turmarkade der hl. Martin (neu). Der Turm endet in einem Krabbenhelm mit doppelter Kreuzblume. Umschrift A auf dem Rand des Fußes eingraviert. Parallel dazu innen wurde im 19. Jh. eine Inschrift in gleicher Schrift, Technik und Größe nachgetragen.3)

Maße: H. 66, Dm. (Fuß) 19/16, Bu. 0,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. VEN(ERA)B(I)LISa) · CLER(VS)b) · (SECVN)DARIVSc) · MOGVNTINVS · BIS · DEPRAEDATAE · ECCL(ESI)AE · S(ANC)TId) · CASSII · BONNEN(SIS)e) EX · COMPASSIO(N)E · DONO · D(ABA)Tf) · A(NN)Of) · 1589

Übersetzung:

Der hochwürdige Mainzer Nebenklerus hat (dies) der zweimal geplünderten Bonner Kirche des hl. Cassius aus Mitleid zum Geschenk gegeben im Jahre 1589.

Kommentar

Die Worttrennung erfolgt durch Quadrangeln. Die Bonner Münsterkirche erhielt nach den verheerenden Zerstörungen und Plünderungen im Truchsessischen Krieg 1583 und 15874) zahlreiche Spenden aus kirchlicher und privater Hand. Darunter befand sich dieses „vas argenteum auro subductum pro receptaculo sacramentali SS. Eucharistiae vulgariter ut vocant monstrantiam“,5) das „per Reverendum Dominum Decanum Sti. Petri in Moguntia uti caput cleri nomine totius cleri praesentatum et collatum“ wurde.6) Der Dekan von St. Peter fungierte demnach als Repräsentant des in der Inschrift genannten Nebenklerus, nämlich des Klerus der Mainzer Klöster und Stifte mit Ausnahme des Domstiftes.

Textkritischer Apparat

  1. N und B ligiert.
  2. Kürzung durch Häkchen.
  3. 2DARIVS. A ohne Mittelbalken.
  4. Endsilbe hochgestellt.
  5. Kürzung durch Doppelpunkt.
  6. Endbuchstabe hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Perpeet-Frech, S. 137.
  2. Schnütgen, S. 151.
  3. ANN(O) · SVPER · SEQVESTRAT(IONE) · PRAEFECT(VS) · CHABAN(NAE) · HVIC · ECCLES(IAE) · R(ESTITVI) · C(VRAVIT) · A(NNO) · C(HRISTI) · MDCCCIV · SVB · I(OHANNE) · F(ERDINANDO) · LÖLTGEN PRIMO BAROCHO (sic!). Ferdinand Löltgen war bis zu seinem Tode 1815 Hauptpfarrer am Münster (Geschichte der Stadt Bonn, Bd. 4, S. 44; Janssen/Lohmann, Bd. 2, Sp. 908).
  4. Siehe dazu die Einleitung, S. XIV.
  5. HStAD, Cassiusstift, A. 16, Bl. 14v. Vgl. auch Pick, AHVN 41/42, S. 71ff.
  6. PfA St. Martin 227, Bl. 1r.

Nachweise

  1. Schnütgen, Gotische Monstranz, Zs. f. christl. Kunst 2, 1889, Sp. 151–154.
  2. L. Perpeet-Frech, Die gotischen Monstranzen im Rheinland, Düsseldorf 1964, S. 137, Nr. 17 und Abb. 56

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 86 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0008603.