Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 63† Münster 1516

Beschreibung

Epitaph oder Teil eines Epitaphs mit Memorialinschrift für Jakob von Croy. Im 18. Jh. unterhalb der Orgel an der Nordwand angebracht.1) Metallplatte. Gestaltung und Zeitpunkt des Verlustes unbekannt. Inschrift nach HStAD, Cassiusstift, A. 16 (18. Jh).2)

  1. Anno 1516 in die assu(m)pcio(n)is gloriose Marie Virginis obiit Reverendissi(m)us D(omi)n(u)s Jacobus de Croy Ep(iscop)us et Dux Camerace(ns)ium h(uius) Eccl(es)ie p(rae)p(osi)tus ac p(er)petue misse si(n)gul(is) dieb(us) in emi(n)entiori altari celebrand(ae) Fundator inclit(us) cui(us) anima requiescat i(n) pace amen

Übersetzung:

Im Jahre 1516 am Tage der Himmelfahrt der glorreichen Jungfrau Maria starb der hochwürdigste Herr Jakob von Croy, Bischof und Herzog (= Fürstbischof) von Cambrai, Propst dieser Kirche und weithin bekannter Stifter der ewigen Messe, die an den einzelnen Tagen am Hochaltar zu feiern ist, dessen Seele in Frieden ruhen möge.

Datum: 15. August.

Kommentar

Jakob von Croy entstammte der am Niederrhein stark engagierten Familie der Grafen von Chimay.3) Er war 1465 an der Kölner Universität immatrikuliert und ist 1477 als Domherr belegt.4) Seit seiner Kandidatur bei der Lütticher Doppelwahl 1482 versuchte er, seinen Anspruch auf das Fürstbistum Lüttich durchzusetzen.5) In seinem Bemühen um die Bonner Propstei wurde er von Karl dem Kühnen von Burgund unterstützt,6) konnte sich aber dennoch zunächst gegen Pfalzgraf Stephan bei Rhein und danach gegen Johann Baptista Zeno nicht durchsetzen. Seit 1503 jedoch war er Propst des Cassiusstifts7) und zugleich Fürstbischof von Cambrai. In Cambrai wurde er auch begraben.8) In den archivalischen Quellen des Cassiusstifts ist eine Memorienstiftung Jakobs von Croy bezeugt.9) Eine Messe stiftete Croy auch im Kölner Dom, wo ein zweiteiliges Bronzeepitaph an die Stiftung und an seinen Todestag erinnert.10) Das Kölner Epitaph besteht aus einer vollplastischen Anbetung der Heiligen Drei Könige mit dem knienden Stifter und einer bronzenen Inschrifttafel. Man darf sich daher die Bonner Platte wohl ähnlich vorstellen wie die Kölner Inschrifttafel. Es ist gut denkbar, daß auch in Bonn eine bildliche Darstellung zur Schrifttafel gehörte, die aber zur Zeit der Aufzeichnung der Inschrift bereits zerstört war.

Anmerkungen

  1. „Ad parietem septentrionalem in lamina aerea infra organum.“ (A. 16).
  2. Nicht paginiert. Die Akte enthält Unterlagen aus dem 17. und 18. Jh. über den Zustand und die Ausstattung der Kirche.
  3. W. Paravicini, Moers, Croy, Burgund. Eine Studie über den Niedergang des Hauses Moers in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, AHVN 179, 1977, S. 7–114 (Stammtafel auf S. 113).
  4. Keussen, Mat. 1, Nr. 305, 31.
  5. Paravicini (wie Anm. 3), S. 61.
  6. Höroldt, St. Cassius, S. 211.
  7. Zudem 1502–1507 Kanoniker des Cassiusstiftes (Höroldt, a. a. O.).
  8. Bronzeepitaph im Kölner Dom (vgl. unten Anm. 10): „ cuius corpus Cameraci in templo Gaugerici insigni conditum est sepulcro“. Anders: Höroldt (a. a. O., nach Alfter, Bd. 73, Bl. 86v): „im Peterschor begraben“.
  9. Prothmann, Unbekannte Handschrift, S. 129.
  10. Clemen, Der Dom zu Köln (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Bd. 6, Abt. 3), Düsseldorf 1938, S. 362. Auch in dieser Inschrift wird der 15. August 1516 als Todestag Jakobs von Croy angegeben.

Nachweise

  1. HStAD, Cassiusstift, A. 16.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 63† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0006300.