Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 51 Rhein. Landesmuseum 1492

Beschreibung

Grabplatte für Petrus Becker (Inv.-Nr. 71.0538). 1971 bei der Ergrabung der ehemaligen Dietkirche im Bauschutt der Krypta gefunden.1) Rotsandstein. In der Mitte sind die Umrisse eines Meßkelches eingehauen. Inschrift umlaufend zwischen Linien.

Maße: H. 200, B. 74, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal aus der frühhumanistischen Kapitalis.

  1. Anno · d(omi)ni · mcccc / xcii · in · die · b(ea)te · scolastice · v(ir)ginis · Obiit g[o...]/dus petrus / beckera) / pleba(nus)b) · hui(us)b) · eccl(es)ie · cui(us)b) · a(n)i(m)a · requiescat · i(n) pace · ame(n)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1492 am Tage der seligen Jungfrau Scholastica starb [...] Petrus Becker, Pfarrer dieser Kirche, dessen Seele in Frieden ruhen möge, amen.

Datum: 10. Februar.

Kommentar

Die Worttrennung erfolgt durch Quadrangeln. Durch die schwache Ausprägung der Ober- und Unterlängen wird der gitterartige Charakter der sehr sorgfältig gearbeiteten Minuskel betont. Der Kontrast zwischen tief eingehauenen Hasten und sehr fein gearbeiteten Zierstrichen – etwa beim e – erzielt eine dekorative Wirkung. Der spitze A-Versal mit breitem Deck- und gebrochenem Mittelbalken entstammt der frühhumanistischen Kapitalis.

Als Pfarrer in Dietkirchen ist zwischen 1485 und 1489 ein Petrus Michaelis aus Bonn belegt, der mit dem Verstorbenen identisch sein könnte.2) Er hatte sich 1478 an der Kölner Universität immatrikuliert3) und wurde 1485 zum Priester geweiht.4)

Textkritischer Apparat

  1. Der Familienname wurde offensichtlich zunächst vergessen und unter dem Wort plebanus von derselben Hand nachgetragen.
  2. Kürzung durch Häkchen.

Anmerkungen

  1. Zur Grabung siehe Rhein. Landesmus. 1971, S. 81ff. Ein Abguß der Platte befindet sich im Archäologischen Park zwischen Graurheindorfer Str. und Drususstraße.
  2. Brosche, S. 56. Die Abweichung beim Zweitnamen erklärt sich daher, daß er in der archivalischen Quelle mit dem Vaternamen, in der Inschrift hingegen mit dem Familiennamen bezeichnet wird.
  3. Keussen, Mat. 1, Nr. 358, 133.
  4. L. Schmitz, Die Priesterweihen Kölner Kleriker an der Kurie im 15. und 16. Jh., AHVN 69, 1900, S. 91–114 (105 Nr. 181).

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 51 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0005100.