Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 24† Münster 12. Jh.?

Beschreibung

Gedenkstein (Grabstein oder „Memorienstein“?)1) mit Memorialinschrift für einen Herezo. Zwischen 1788 (Laporterie) und 1868 (aus’m Weerth) verschollen, vermutlich in der Franzosenzeit. Ursprünglicher Standort, Material und Maße unbekannt. Eine 1788 von Laporterie angefertigte, heute verlorene Zeichnung2) ist bei Clemen, KDM wiedergegeben. Demnach trug die trapezförmige Platte offenbar eine erhabene, umlaufende Randleiste und in der Mitte ein ebenfalls erhabenes Kreuz mit der Inschrift, die, beginnend auf dem Querbalken, die Kreuzarme ganz ausfüllte.

Inschrift nach Laporteries Zeichnung.3) Danach zu urteilen romanische Majuskel.

  1. OB(I)ITa) / HEREZOb) [L]AICVSc)

Kommentar

Die Inschrift unterscheidet sich – vorausgesetzt, Laporterie hat Text und Aussehen der Platte vorlagengetreu wiedergegeben – von den ähnlich ausgeführten Gedenkinschriften4) durch das Fehlen eines Todesdatums, dessen Überlieferung von entscheidender Bedeutung für die Sicherung des Totengedenkens war. A, H und T waren der Zeichnung nach zu urteilen unzial bzw. rund ausgeführt, E einmal unzial und einmal kapital. Die deutliche Tendenz zur Aufnahme runder Formen, die aber durchweg noch offen sind, läßt vermuten, daß die Platte im 12. Jh. entstanden und somit erheblich jünger ist als die in der Krypta verbauten Memoriensteine (vgl. Nr. 3, 4, 5). Der Eigenname ist für die Datierung kaum heranzuziehen. Bach nennt für die Namensform Herizo eine Quelle des 9. Jh.5) Das schließt jedoch angesichts der zwangsläufig lückenhaften Auswertung des Quellenmaterials durch die Namenforschung einen deutlich späteren Gebrauch des Namens und somit eine spätere Entstehung der Inschrift nicht aus.

Textkritischer Apparat

  1. Erstes I bzw. Kürzungsstrich liegt über dem O.
  2. Möglicherweise HEREZ[..]O.
  3. IAISV Kraus. Ernst aus’m Weerth will auf dem Längsbalken „verstümmelt und abbreviirt wahrscheinlich die Worte ‚Heriger o Jesu anime ignosce eius‘“ erkennen.

Anmerkungen

  1. Die Funktion des Steins kann nicht mit Sicherheit geklärt werden. Siehe dazu die Einleitung, S. XXXIff.
  2. Siehe dazu die Einleitung, S. XX.
  3. Bei Clemen, KDM, Fig. 57.
  4. Vgl. etwa Nisters-Weisbecker, S. 204.
  5. Bach, Namenkunde I, S. 114.

Nachweise

  1. aus’m Weerth, Münsterkirche, S. 6f.
  2. Kraus II, Nr. 508.
  3. Clemen, KDM, S. 107, Fig. 57.
  4. Nisters-Weisbecker, S. 268, Nr. 67 und Abb. 33.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 24† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0002403.