Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 13† †St. Martin 10.–11. Jh.?

Beschreibung

Fragment eines Gedenksteins (Grabsteins oder „Memoriensteins“?)1) mit Memorialinschrift. Von Helman „Bonnae in superficie altaris S. Martini supra testudinem“2) gesehen. Material und Verbleib unbekannt. Vermutlich beim Abriß der Kirche 1812 zerstört.

Wortlaut nach Helman († 1579).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. OBIIT / K(A)L(ENDIS)a) APRI[..........]

Datum: 1. April.

Kommentar

Zur Fundortangabe und zur Frage der Zusammengehörigkeit mit Fragment Nr. 12 vgl. ebenda. Helmans Zeichnung läßt Fragen offen, zumal nicht erkennbar ist, ob eine Randseite des überlieferten Fragments zugleich die Randseite der ursprünglichen Platte war. Es ist einerseits denkbar, daß die Inschrift am Rand umlief und es sich demzufolge um die rechte obere Ecke der Platte handelt. Dann wäre allerdings zu erwarten, daß der Text mit dem Sterbedatum beginnt und dann erst das Verb OBIIT folgt. Möglich ist andererseits auch, daß der Text, wie bei den Gedenksteinen des 10. bis 12. Jh. üblich, kreuzförmig angeordnet war: Das Sterbedatum auf dem Querbalken, OBIIT und der Name auf dem Längsbalken. Für diese Deutung spricht, daß das Formular einschließlich der römischen Datierung dem der überlieferten sog. Memoriensteine entspricht. Dann müßte Helman das OBIIT allerdings versehentlich um 180° gedreht aufgezeichnet haben.

Das B in OBIIT wird bei Helman als liegendes S wiedergegeben. Vielleicht hat er ein halbunziales B als S verlesen. Das L in KALENDIS ist als Minuskelbuchstabe ausgeführt. Die Paläographie kann angesichts des geringen Buchstabenbestandes zur Datierung der Inschrift kaum etwas beitragen. Ein Datierungsversuch muß sich daher vorwiegend auf den baugeschichtlichen Befund stützen. Wenn man davon ausgeht, daß die Spolie bei der Errichtung der Kirche bzw. des Hauptaltares um 1130/40 verbaut wurde, so ist eine deutlich frühere Entstehung des Gedenksteines, etwa im 10. oder 11. Jh., zu vermuten. Angesichts der Überlieferungslage bleibt die Datierung allerdings fraglich.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Durchstreichen des L.

Anmerkungen

  1. Die Funktion des Steines ist nicht mit Sicherheit zu klären. Siehe dazu die Einleitung, S. XXXI ff.
  2. „In Bonn an der Oberfläche des Altars des hl. Martin über dem Gewölbe“.

Nachweise

  1. UB Halle, Helman, S. 66.
  2. Levison, Bonner Urkunden, S. 223.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 13† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0001300.