Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 10 Rhein. Landesmuseum 2. H. 10.–11. Jh. (eher 11. Jh.)

Beschreibung

Fragment eines Gedenksteins (Grabsteins oder „Memoriensteins“?)1) mit Memorialinschrift (Inv.-Nr. U 173). Stammt aus dem Verputz des Münsters.2) Rotsandstein. Erhalten ist nur ein schmales, rechteckiges Stück mit dem Querbalken eines Kreuzes und den Ansätzen des oberen und unteren senkrechten Kreuzbalkens, offenbar aus der Mitte der Platte stammend. Oben abgebrochen, unten gleichmäßig abgearbeitet. Keine Randprofilierung erkennbar. Der Kreuzbalken endet vor dem Rand der Platte. Text und Anordnung der Inschrift entsprechen denen der übrigen aus dem Hochmittelalter überlieferten Gedenksteine (vgl. etwa Nr. 24, 7, 9).

Maße: H. 31, B. 62, Bu. 4,8–5,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. I IDVS SEP(TEM)B(RIS)a) / [OB]IIT W[- - -]

Übersetzung:

An den Iden (oder: am ersten Tag vor den Iden) des September starb...

Datum: 13. (12.?) September.

Kommentar

Die seltene Angabe I IDVS kann sowohl die Iden selbst als auch den Tag davor bezeichnen.3) Die Schrift wirkt in der Proportionierung unausgewogen, da das V und das verschränkte W im Unterschied zu den übrigen Buchstaben extrem breit ausgeführt sind. Bogenverstärkungen fehlen, Sporen sind nur in geringen Ansätzen zu erkennen. Nur die Haste des T endet unten in einem langen Sporn, und auch an den Enden des Deckbalkens setzen jeweils nach unten laufende Sporen an. Die beiden Bögen des B berühren sich nicht. Beim P durchschneidet der untere Ansatzpunkt des Bogens die Haste. Da die Fundsituation nur ungenau überliefert ist, kann sie keine Hinweise auf die Entstehungszeit des Steines geben. Der paläographische Befund schließt die zweite Hälfte des 10. Jh. nicht aus, deutet aber wohl eher ins 11. Jh.4)

Textkritischer Apparat

  1. Kürzungsstrich fehlt. Die Oberfläche hinter dem B ist in Buchstabengröße nierenförmig abgeplatzt.

Anmerkungen

  1. Die Funktion des Steins ist nicht mit Sicherheit zu klären. Siehe dazu die Einleitung, S. XXXI ff.
  2. Zugangsinventar des Rhein. Landesmuseums.
  3. H. Grotefend, Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Hannover 121982, S. 16.
  4. Nisters-Weisbecker: 10. Jh.

Nachweise

  1. Kraus II, Nr. 509.
  2. Nisters-Weisbecker, S. 268, Nr. 65 u. Abb. 33.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 10 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0001009.