Inschriftenkatalog: Stadt Bonn

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 50: Bonn (2000)

Nr. 7 Rhein. Landesmuseum 11. Jh.?

Beschreibung

Gedenkstein (Grabstein oder „Memorienstein“?)1) mit Memorialinschrift für den Jungen Arn (Inv.Nr. 4013). 1895 beim Abbruch der romanischen Kirche in Dottendorf gefunden. Fundsituation nicht überliefert. Kalkstein, gut erhalten. Die leicht konische Platte wurde durchgeschnitten, das untere Viertel für eine Zweitverwendung zusätzlich am linken Rand und an der oberen rechten Ecke behauen. An der Schnittstelle fehlt ein kleines Zwischenstück von wenigen Zentimetern. Die durch zwei eingehauene Linien gerahmte Platte weist keine ornamentalen Verzierungen auf. Ein lateinisches Kreuz ist über die ganze Fläche des Steines in Umrissen tief eingehauen. Sterbetag auf dem waagerechten, Name des Verstorbenen auf dem senkrechten Kreuzbalken.

Maße: H. 81,5, B. 30,5 (oben)/22 (unten), Bu. 4–4,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. IIII K(A)L(ENDAS)a) DEC(EM)B(RIS)b) / MIGRAVITc) ARN PVER[V]LVS

Übersetzung:

Am vierten Tag vor den Kalenden des Dezember verstarb das Knäblein Arn.

Datum: 28. November.

Kommentar

Die Inschrift ist sehr sorgfältig gearbeitet, Buchstabenabstand und Proportion der Buchstaben sind gleichmäßig. Bogen- oder Hastenverstärkungen sind nicht feststellbar. An den Schaft- und freien Bogenenden sind nur ansatzweise Sporen erkennbar. Die Bögen bei B, C und D wirken flach, bei S fast eckig. Zu den durchweg kapitalen Buchstaben tritt nur das eckige G als Sonderform hinzu. Jeweils einmal wird eine Verschränkung ( I in M) bzw. Enklave ( E in C) verwendet. Das M hat parallele Hasten und einen kurzen Mittelteil. Der untere Schrägbalken des K ist weit ausgezogen; der obere Schrägbalken setzt am unteren an, ist stark verkürzt und zur Haste zurückgebogen. Die Cauda des R, die am Bogen ansetzt, verläuft gerade und reicht zweimal nicht bis auf die Grundlinie. Das leicht trapezförmige A hat einen nach links überstehenden Deckbalken. Die zweifellos nachkarolingische Schrift wirkt insgesamt etwas älter als die auf dem ebenfalls in Dottendorf gefundenen Stein für Athalbero (Nr. 16). Vor allem aufgrund des schmalen, eckigen Schriftbildes wird man vor allem das 11. Jh. für ihre Entstehung in Erwägung ziehen.2)

Textkritischer Apparat

  1. Kürzungsstrich durch K und L.
  2. E in C enklaviert.
  3. I durch den Mittelteil des M geführt.

Anmerkungen

  1. Die Funktion des Steins läßt sich nicht mit Sicherheit klären. Siehe dazu die Einleitung, S. XXXI ff.
  2. Funken: Ende des 10. Jh. (Anmerkungen, S. 330); Nisters-Weisbecker: 10./11. Jh.

Nachweise

  1. Effmann, Inschriftsteine, Sp. 321, 323 f. und Fig. 2.
  2. Clemen, KDM, S. 267.
  3. Nisters-Weisbecker, S. 267, Nr. 64 u. Abb. 33.

Zitierhinweis:
DI 50, Bonn, Nr. 7 (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di050d004k0000702.