Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 50 Dom, Nagelkapelle 1613

Beschreibung

Figurale Metallplatte mit Sterbevermerk und Grabbezeugung für den Domherrn Martin von Schaumberg. Ostwand, nördlich neben der nördlichen Tür. Bestattung ursprünglich in der fünften Gruft der zweiten Reihe1). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19862).

Die Ganzfigur des Verstorbenen steht frontal in einer reich verzierten Rundbogenarchitektur vor Muschellünette. Die Figur ist in Dalmatik über Albe und Amikt dargestellt, am rechten (!) Arm der Manipel, um den Hals eine weiche Halskrause. Das Haupt bedeckt ein Birett. Mit seiner rechten Hand hält der Domherr ein geschlossenes Buch, in der linken eine Gebetsschnur in Form eines Zehners. An den beiden Pilastern und dem auf ihnen ruhenden Bogen acht Agnatenwappen, im Scheitelpunkt und in den beiden Zwickeln geflügelte Engelsköpfchen. Im unteren Drittel der Pilaster ist eine Platte mit achtzeiliger Inschrift und Rollwerkrahmen vorgesetzt. Dieser Rahmen ist in der unteren Mitte mit einem geflügelten Engelskopf geschmückt und oben mit einem Vollwappen bekrönt.

Metall.

Maße: H. 210 cm, B. 98 cm, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (E. Lantz) [1/1]

  1. Admodum Reverendus et Nobilis vir Domi=/nus Martinus à Schaumberg cum Eystettensi / praepositurae XXXVII. annis praefuisset, ibidemquaea) / Senior factus, nec non Bambergensis, et Herbipole(n)=/sis Cathedralium Ecclesiarum Canonicus aeta=/tis suae 63. pie in Domino obdormiuit XVI. / Augusti Anno M . DC . XIII . et sub hocb) / tumulo requiescit in pace.

Übersetzung:

Der überaus hochwürdige und edle Mann, Herr Martin von Schaumberg, entschlief fromm im Herrn, nachdem er der Eichstätter Propstei 37 Jahre vorgestanden, dort Senior geworden und Kanoniker der Bamberger und Würzburger Kathedralkirchen war, seines Alters 63, am 16. August 1613 und ruht in diesem Grab in Frieden.

Wappen:
Schaumberg3).
Schaumberg3)Wiesenthau4)
Redwitz5)Bibra6)
Redwitz5)Förtsch von Thurnau7)
Eyb8)Herbilstadt9)

Kommentar

Die Schrift hat Gemeinsamkeiten mit der auf den Grabdenkmälern des Alexander von Jarsdorff († 1604, Nr. 48) und des Michael Groß von Trockau, genannt Pfersfelder († 1614, Nr. 51). Sie weist einen eher gestreckten Mittellängenbereich auf, die hochovalen Bögen der Buchstaben b, d und p durchschneiden die Schäfte, der Bogen des h reicht unter die Grundlinie.

Weil die signierte Metallplatte für Michael Groß von Trockau im Aufbau und Stil vergleichbare Merkmale wie die hier besprochene aufweist, liegt eine Zuschreibung in die Werkstatt Jakob Weinmann nahe.

Martin von Schaumberg, Sohn des Johann Ludwig und der Aurelia, geb. von Wiesenthau, seit 1561 Domherr in Bamberg, studierte in Dillingen, Bologna, Siena und Padua. Er war ein Neffe des gleichnamigen Eichstätter Bischofs (1560-1590). Martin von Schaumberg war neben Bamberg auch Domherr in Würzburg sowie 37 Jahre lang Dompropst in Eichstätt, wo ihm auch ein Epitaph gesetzt wurde sowie Domherr in Augsburg10).

Textkritischer Apparat

  1. Sic, statt ibidemque.
  2. Der unter die Zeile verlängerte h-Bogen endet dort in einem Linienornament, das das rechte Ende der unteren Zeile ausfüllt.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 157.
  2. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  3. Bay 55.
  4. BayA1 62.
  5. Bay 53. Das untere Redwitz-Wappen fehlte bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, wie Graff (StA Ba B 86, Nr. 250 p. 157) zu entnehmen ist. Schramm (SB Ba HV.Msc. 456 p. 256) und Landgraf (SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 97) erwähnen es ebenfalls als fehlend. Es wurde erst 1870 ergänzt.
  6. Bay 27.
  7. BayA1 70.
  8. Bay 33.
  9. BayA1 43.
  10. Zur Person vgl. Wachter, Schematismus Nr. 8614; zu Augsburg vgl. Haemmerle, Canoniker Nr. 745, zu Eichstätt vgl. Braun, Domkapitel Eichstätt 436f., Nr. 225; Epitaph des Domherrn im Domkreuzgang zu Eichstätt, NW neunte von Westen, vgl. Kdm MF I (Stadt Eichstätt) 220 Nr. 9.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 157; SB Ba HV.Msc. 195 p. 182; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 182; BNM Bibl. 1088 fol. 269v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 265f.; SB Ba HV.Msc. 212 p. 1a; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 68; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 97.
  2. Rothlauf, Verzeichnis II 181f.; Pfister, Dom 47; Weimar, Monumental-Schriften Tf. LIV, 91; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk40; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1563f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 50 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0005002.