Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 46 Dom, Nagelkapelle 1603

Beschreibung

Wappengrabtafel mit Sterbevermerk für den Domherrn Philipp von Guttenberg. Ostwand, auf Höhe des Türsturzes der nördlichen Tür, über dem Denkmal für Martin von Schaumberg († 1613, Nr. 50). Bestattung ursprünglich in der 14. Gruft der zweiten Reihe1). Landgraf und Heller sahen die Tafel „am zweiten Pfeiler“2). Pfister nennt 1896 bereits den heutigen Standort3). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19864).

In einem ornamentierten Rahmen eine von Leisten umgebene querrechteckige Tafel mit siebenzeiliger Inschrift (I). Darüber in halbrundem Feld Vollwappen, von vier Agnatenwappen begleitet. Über der Helmzier ein Spruchband mit Inschrift (II). Den äußeren Abschluss des oberen Teils bilden flankierende Balustersäulen mit einem Rundbogen aus Fischen und Voluten. Ausführung sehr ähnlich zu Nr. 47.

Linke untere Ecke abgebrochen. Metall.

Maße: H. 53 cm, B. 43 cm, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (E. Lantz) [1/1]

  1. I.

    ANNOa) DOMINI ∙ M ∙ DC ∙ IIIb) / DIE XVIII IANVARII OBYT RE/VERENDVS AC NOBILIS DO=/MINVS PHILIPVSc) A GVTTE(N)BERGd) / CATHEDRALIVM BAMBERGE(N)SISe) / ET HEBBIBOLE(N)SISf) ECCLESIARV(M) / CANONICVS CVIVS ANIMA DEO VIVATg).

  2. II.

    VNTERSTANIC

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1603, am 18. Januar, verstarb der hochwürdige und edle Herr Philipp von Guttenberg, Kanoniker der Bamberger und Würzburger Kathedralkirchen, dessen Seele bei Gott lebe. (I)

Wappen:
Guttenberg5).
Guttenberg5)Nankenreuth6)
Guttenberg5)Künsberg7)

Kommentar

Die Wappengrabtafeln des Sebastian (Nr. 47) und des Philipp von Guttenberg zeigen die gleiche Schrift und sind von minderer Qualität. Das Schriftbild ist unregelmäßig, Wortabstände werden nicht eingehalten. Die Buchstaben in der obersten Zeile sind fast doppelt so groß wie diejenigen in der letzten Zeile. An den Schaft- und Balkenenden sind rechtwinklige Sporen angesetzt. Der mittlere Balken des E ist stark verkürzt, der untere Balken ist verlängert und das Ende nach oben gebogen. Die Cauda des G ist senkrecht umgeknickt. Bei M und N sind Linksschrägenverstärkungen zu sehen, der Mittelteil des M reicht bis zur gedachten Mittellinie. Die Cauda des Q in der Inschrift des Sebastian ist geschwungen und reicht zum Teil in den Bogen hinein, die Cauda des R ist geschwungen.

Da auch die Rahmung der Tafeln des Philipp und des Sebastian bis auf die obere Bekrönung des Rollwerks identisch sind, liegt die Vermutung nahe, dass sie von der gleichen Hand ohne zeitlichen Abstand geschaffen worden sind. Das Todesdatum des Philipp von Guttenberg ist nicht nachgetragen, deshalb können die Tafeln erst nach seinem Tod 1603 entstanden sein.

Das Wort VNTERSTANIC bezeichnet den Sitz Untersteinach der Linie der Familie Guttenberg zu Untersteinach, der Philipp angehörte8).

Philipp von Guttenberg Sohn des Georg und der Rosina, geb. von Nankenreuth, Neffe des Bamberger Domdekans Johann Heinrich von Nankenreuth (Nr. 42), war außer in Bamberg auch Domherr in Würzburg. Er studierte in Würzburg und Rom. 1601 nahm er an einem Feldzug gegen die Türken in Ungarn teil9).

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstaben tragender Wörter vergrößert.
  2. Zierelement folgt.
  3. Sic!
  4. G am Ende der Zeile wesentlich kleiner.
  5. Kein Kürzungszeichen für N erkennbar. Anfangsbuchstabe vergrößert.
  6. Sic! für HERBIPOLENSIS.
  7. Letzte Zeile verkleinert.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 147.
  2. SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 59; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 90.
  3. Pfister, Dom 48.
  4. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  5. Bay 38.
  6. BayA2 154.
  7. Bay 43.
  8. Untersteinach, Lkr. Kulmbach. Für diesen Hinweis sei Herrn Dr. Karl Rupprecht, Staatsarchiv Bamberg, herzlich gedankt. Abzulehnen ist damit die Theorie Landgrafs, dass die beiden Worte COTTENA bei Sebastian und VNTERSTANIC bei Philipp zusammengezogen werden müssen und eine Devise "Gottena unterstanic" bilden, vgl. Landgraf, Dom 75. Eine solche Devise ist auch sonst nicht belegt.
  9. Zur Person vgl. Wachter, Schematismus Nr. 3593; Bischoff, Genealogie 196 (Nr. 698), Tf. 18.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 174; SB Ba HV.Msc. 195 p. 245; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 245; BNM Bibl. 1088 fol. 328v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 262; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 23r; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 59; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 90.
  2. Rothlauf, Verzeichnis III 30f.; Pfister, Dom 48; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1561f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 46 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0004608.