Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 41 Dom, Nagelkapelle 1591

Beschreibung

Figurale Metallplatte mit Sterbevermerk für den Domherrn Johann von Redwitz. Westwand, fünftes Denkmal von Norden, in einem verputzten Ziegelrahmen. Bestattung ursprünglich in der zwölften Gruft der dritten Reihe1). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19862).

Vor einem reich ornamentierten Rundbogen, der auf zwei ebenfalls mit Laub- und Blütenornamenten dekorierten Pfeilern ruht, steht der Domherr, den Kopf leicht nach rechts, den Blick jedoch in die andere Richtung gewendet. Er ist mit Dalmatik über Amikt und Albe mit Parura bekleidet, am linken Arm der Manipel, um den Hals eine weiche Halskrause. Ein Birett bedeckt das Haupt. Mit seiner linken Hand hält er ein geschlossenes Buch, das er mit der rechten berührt.

Im unteren Drittel der Pfeiler ist eine Tafel mit Blattvoluten an Ober- und Unterseite sowie zehnzeiliger Inschrift vorgesetzt, darüber gleich einer Bekrönung ein Vollwappen. An der Rundbogenarchitektur acht Agnatenwappen.

Metall.

Maße: H. 183,5 cm, B. 95 cm, Bu. 2,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [1/1]

  1. ANNO D(OMI)NI . M . D . XCI . DIE . XI . IANVARY HORA NOCTIS . XI . / OBYT. REVERENDVS. AC. NOBILIS DOMINVS IOANES A / REDTWITZ IN SCHMOLTZ ET TVSCHNITZ HVIVS / BAMBERG(ENSIS)a) ET WVRTZBVRG(ENSIS)a) ECCLESIARVM / CATHEDRALIVM CANONICVS CVM EX CARINTHIACIS / PROVINCYS QVIBVS PER QVADRIENNIVM VICEDOMINVS / LAVDABILITER PRAEFVERAT ANTE ANNVM ET MENSES / . X . ITERVM HVC Q(VASI)b) AD PORTVM INCOLVMISc) APPVLISSET / ET IAM AETATIS ANNVM. XXXVII. CVM MENSIBVS / CIRCITER SEX COMPLEVISSET . C(VIVS). A(NIMA). R(EQVIESCAT). I(N). P(ACE).

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1591, am 11. Januar, in der 11. Stunde der Nacht, verstarb der hochwürdige und edle Herr Johann von Redwitz auf Schmölz und Tüschnitz3), Kanoniker dieser Bamberger und Würzburger Kathedralkirchen, nachdem er aus den Kärntner Provinzen, die er vier Jahre als Vizedom löblich regiert hatte, vor einem Jahr und zehn Monaten wiederum hierher wie in den Hafen wohlbehalten zurückgekehrt war und das 37. Jahr und ungefähr sechs Monate vollendet hatte, dessen Seele in Frieden ruhe.

Wappen:
Redwitz4).
Redwitz4)Heßberg5)
Rosenau6)Rusenbach7)
Wolfstein8)Truchsess von Wetzhausen9)
Brandenstein10)Bibra11)

Kommentar

Die Inschrift zeigt eine sehr klassisch ausgeprägte Kapitalis mit mäßigem Spiel zwischen Haar- und Schattenstrichen und stachelförmiger, kurzer Q-Cauda. Sie ist dadurch den vorhergehenden Metallplatten für Konrad, Georg und Kaspar von Würtzburg (Nr. 37), für Johann Philipp von Seckendorff († 1572, Nr. 38) und für Simon von Berg, genannt Schrimpf († 1580, Nr. 40), vergleichbar.

Johann von Redwitz, Sohn des Valentin und der Barbara, geb. von Heßberg, Großneffe des Bischofs Weigand von Redwitz (1522-1556), wurde 1561 Mitglied des Bamberger Domkapitels. Als Vizedom vertat er zudem die Belange des Bischofs in den Bamberger Besitzungen in Kärnten. Seit 1577 war er auch Domherr in Würzburg12).

Textkritischer Apparat

  1. Nach dem Kürzungszeichen folgt eine Fehlstelle. Text möglicherweise getilgt.
  2. Nach dem Q eine Fehlstelle, in der ursprünglich wohl ein Kürzungszeichen stand.
  3. Wortabstand zwischen IN und COLVMIS.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 202.
  2. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  3. Schmölz und Tüschnitz, Sitze der Familie Redwitz in Küps, Lkr. Kronach/OFr.
  4. Bay 53.
  5. Bay 39.
  6. BayA3 47.
  7. Si2 79.
  8. BayA1 63.
  9. Bay 61.
  10. Bay 70.
  11. Bay 27.
  12. Zur Person vgl. Wachter, Schematismus Nr. 7837 (dort falsches Geburtsjahr 1513 statt 1553); Salver, Proben 462.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 202; SB Ba HV.Msc. 195 p. 184; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 184; BNM Bibl. 1088 fol. 270v; SB Ba HV.Msc. 456, 260f.; SB Ba HV.Msc. 212, fol. 6r (Zusatzblatt); SB Ba J.H.Msc.Hist. 10c Nr. 5; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 84.
  2. Looshorn, Geschichte V 517; Rothlauf, Verzeichnis II 182f.; Pfister, Dom 53; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk05; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1558f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 41 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0004103.