Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 35 Dom, Nagelkapelle 1559

Beschreibung

Figurale Metallplatte mit Sterbevermerk für den Domherrn Kaspar von Berg, genannt Schrimpf. Südwand, zweites Denkmal von Westen, in einem verputzten Ziegelrahmen. Bestattung ursprünglich in der zehnten Gruft in der vierten Reihe angebracht1). Landgraf erwähnt die Platte bereits an der Südseite und gibt an, dass von der Inschrift „ein kleiner Theil fehlet“2), im Zuge der 1870 abgeschlossenen Restaurierung wurde dieser ergänzt3). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19864).

Ganzfigur des nach rechts gewendeten Domherrn unter einem Bogen aus Blütenranken in Kasel über Albe und Amikt, am linken Arm den Manipel, ein Barett auf dem Haupt. In seiner linken Hand ein Kelch, den er mit der rechten segnet. Zu Füßen ein Vollwappen.

Die auf vier Seiten umlaufende, oben links beginnende Inschrift wird an den Ecken der Platte durch Agnatenwappen in Medaillons unterbrochen.

Metall.

Maße: H. 189 cm, B. 104 cm, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno d(omi)ni 1559a) die vndecima // mensis Junij obijt Reuere(n)dus et nobilis d(omi)n(u)s Caspar a Berg huius sa(n)//ctae Bamberge(nsis) Cathedralis ec//clesiae cano(n)icus Senior et Jubileus cuius a(n)i(m)a requiescat in pac⟨e amen.b)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1559, am 11. Tag des Monats Juni, verstarb der hochwürdige und edle Herr Kaspar von Berg, Kanoniker, Senior und Jubilar dieser heiligen Kathedralkirche Bamberg, dessen Seele in Frieden ruhe. Amen.

Wappen:
Berg5).
Berg5)Rauheneck6)
Stein zu Ostheim7)Lichtenstein8)

Kommentar

Die vorliegende Inschrift weist in manchen Buchstabenformen Ähnlichkeiten mit der von Kunz Mülich signierten Metallplatte für Reimar von Streitberg († 1541, Nr. 29) auf. Zunächst fällt das a auf, dessen Schaft wie bei dem Streitbergdenkmal oben gebrochen ist, wo der Haarstrichbogen ansetzt. Ebenso ähneln sich e mit kleinem oberen Bogenabschnitt und steil ansetzendem Balken. Doch wirkt die vorliegende Inschrift durch die breitere Strichstärke und den weitaus weniger gestreckten Mittellängenbereich weniger gedrängt.

Kaspar von Berg, Sohn des Philipp und der Apollonia, geb. von Rauheneck, schwor am 18. Dezember 1506 als Bamberger Domherr auf, er studierte in Leipzig und Ingolstadt. Am 25. Mai 1526 ernannte ihn Bischof Weigand von Redwitz zu seinem Generalvikar. Als einer unter wenigen empfing Kaspar die höheren Weihen, am 14. März 1551 die Priesterweihe. 1559 wurde er vom Kapitel zum Dompropst gewählt, was er aber aus Altersgründen ablehnte9).

Textkritischer Apparat

  1. Vor und nach der Zahl ein Doppelpunkt.
  2. amen mit Bleistift hinzugefügt bei SB Ba HV.Msc. 212 fol. 16v.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 227.
  2. Landgraf, Dom 70.
  3. Baumgärtel, Nagelkapelle 20-22; AEB Rep. 2, Nr. 2213, Sitzung vom 31. Dezember 1867; AEB Rep. 2, Nr. 2213, Sitzung vom 24. März 1868.
  4. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  5. Bay 69.
  6. BayA1 86.
  7. Bay 58.
  8. Bay 45.
  9. Zur Person vgl. Kist, Matrikel 337, Weiß, Bischofsreihe 1522-1693, 609f., dort auch zur älteren Literatur.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 127; SB Ba HV.Msc. 195 p. 57; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 57; BNM Bibl. 1088 fol. 140v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 256; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 16v; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 29; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 70 (mit Abzeichnung).
  2. Rothlauf, Verzeichnis II 120; Pfister, Dom 51; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk29; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1550f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 35 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0003501.