Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 27 Dom, Nagelkapelle 1540

Beschreibung

Figurale Metallplatte mit Sterbevermerk für den Domherrn Willibald von Redwitz. Westwand, 13. Denkmal von Norden, in einem verputzten Ziegelrahmen. Bestattung ursprünglich in der 15. Gruft in der vierten Reihe1). Nach Heller war die Darstellung des Verstorbenen von einer falschen Inschrift und falschen Agnatenwappen umgeben2). Im Zuge der 1870 abgeschlossenen Restaurierung wurde dies berichtigt3). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19864).

Unter einem reich verzierten Rundbogen, der von zwei ornamental geschmückten Pilastern getragen wird, steht frontal die Figur des Domherrn vor einem Hintergrund, der wie auch die Fläche über dem Rundbogen mit ziselierten Ornamenten reich geschmückt ist. Der Domherr ist mit Pellicea, Superpelliceum und Almutia bekleidet, das Haupt bedeckt ein Birett. In den Händen hält er ein geschlossenes Buch, an seinem rechten Zeigefinger trägt er einen Ring. Zu Füßen ein Vollwappen.

Die auf vier Seiten umlaufende, links oben beginnende Inschrift wird an den Ecken durch die Agnatenwappen in Tartschenform unterbrochen.

Metall.

Maße: H. 191 cm, B. 78 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno domini Millesi=//mo quingentesimo quadragesimo die quarta mensis Januarij obijt Venerabi//lis et nobilis d(omi)n(u)s Wilibald(us) de // Redwitz huius ecclesie Canonicus Cuius anima requiescat in pace Amena)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1540, am vierten Tag des Monats Januar, verstarb der ehrwürdige und edle Herr Willibald von Redwitz, Kanoniker dieser Kirche, dessen Seele in Frieden ruhe. Amen.

Wappen:
Redwitz5).
Redwitz5)Groß von Trockau6)
Guttenberg7)von der Kere8)

Kommentar

Die Schrift wirkt durch den stark gestreckten und schmalen Mittellängenbereich etwas gedrängt. Der Schaft des a ist oben gebrochen, daran schließt direkt der als Haarstrich gestaltete runde obere Bogen an. Der obere Bogen des e ist auffallend klein und der Balken setzt steil an. Der untere Bogen des g knickt im Wort quingentesimo senkrecht ab, im Wort quadragesimo hingegen knickt er nach schräglinks oben ab. Auch die Form des s ist eher ungewöhnlich. Der obere Abschnitt des oberen Bogens und der untere Abschnitt des unteren Bogens knicken nahezu senkrecht ab. Allgemein ist die Schrift der des Denkmals für Reimar von Streitberg († 1541, Nr. 29) des Forchheimer Erzgießers Kunz Mülich9) sehr ähnlich.

Willibald von Redwitz war der Sohn des Gabriel und einer Frau aus dem Geschlecht der Groß von Trockau. Er studierte in Leipzig und Erfurt, seit 1505 war er Domherr in Bamberg und vertrat seit 1535 als Vizedom die Interessen des Bamberger Bischofs in Kärnten10).

Textkritischer Apparat

  1. Es folgen zwei Punkte, in der Mitte heute ein Dübel, und anschließend ein Ornament.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 236.
  2. SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 13.
  3. Baumgärtel, Nagelkapelle 20-22; AEB Rep. 2, Nr. 2213, Sitzung vom 31. Dezember 1867; AEB Rep. 2, Nr. 2213, Sitzung vom 24. März 1868.
  4. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22.
  5. Bay 53.
  6. Bay 37.
  7. Bay 38.
  8. ThüA 38.
  9. Thieme/Becker, Künstler 25, 216.
  10. Zur Person vgl. Kist, Domkapitel 249f.; Kist, Matrikel Nr. 4841.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 236; SB Ba HV.Msc. 195 p. 54; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 54; BNM Bibl. 1088 fol. 137v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 249f.; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 8v; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 13; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr.62.
  2. Rothlauf, Verzeichnis II 118; Pfister, Dom 52; Stierling, Beiträge 205; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk13; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1544.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 27 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0002701.