Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 25 Dom, Nagelkapelle 1537

Beschreibung

Figurale Metallplatte mit Sterbevermerk für den Domherrn Daniel von Redwitz. Westwand, drittes Denkmal von Norden, in einem Sandsteinrahmen. Bestattung ursprünglich in der 18. Gruft in der vierten Reihe1). Landgraf schreibt, dass der linke und der rechte Teil der Inschrift falsch und der obere mit dem unteren verwechselt sei2). Heller berichtet, dass ein Teil der Inschrift fehle und die obere verwechselt sei3). Im Zuge der 1870 abgeschlossenen Restaurierung wurden diese Fehler berichtigt und die beiden fehlenden Stücke ergänzt4). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19865).

Im Bildfeld steht der Domherr nach rechts gewendet unter einem reich verzierten Rundbogen, der auf zwei ebenfalls ornamental geschmückten Pilastern ruht. In den Zwickeln je ein Engel in Flachrelief. Der Domherr ist mit Pellicea, Superpelliceum und Almutia bekleidet, auf dem Haupt eine birettartige Kopfbedeckung, mit beiden Händen ein geschlossenes Buch umfassend. Zu Füßen des Domherrn ein Vollwappen.

Die auf vier Seiten umlaufende, links oben beginnende Inschrift ist an den Ecken durch in Vierpässe eingestellte Agnatenwappen in Tartschenform unterbrochen.

Metall.

Maße: H. 194,5 cm, B. 91 cm, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [1/1]

  1. Anno domini · 1537 · // feria Sexta post Jubilate · 28a) · Mensis Aprilis Obijt ⟨Venerabilisb) Domi⟩//nus Daniel de Redwitz // ⟨canonicus et archi⟩diaconusc) huius ecclesie cuius anima Requiescat in pace amen

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1537, Freitag nach Jubilate, dem 28. des Monats April, verstarb der ehrwürdige Herr Daniel von Redwitz, Kanoniker und Archidiakon dieser Kirche, dessen Seele in Frieden ruhe. Amen.

Wappen:
Redwitz6).
Redwitz6)Bibra7)
Künsberg8)Stiebar9)

Kommentar

Die Herstellung der Grabplatte wird der Vischer-Werkstatt unter Hans Vischer zugeschrieben10). So zeigt die Schrift auch gewisse Ähnlichkeiten mit der Auflage des Georg von Bibra († 1536, Nr. 24), wobei sie nicht die gleiche Qualität erreicht. Auch in dieser Schrift sind die Versalien mit Schlaufen und Bögen verziert, auch der obere Bogen des a ist auffallend groß gestaltet. Ebenso ist der Buchstabe e ähnlich dem auf dem Denkmal des Georg von Bibra: so ist der obere Bogen eher klein und der Balken kurz. Das runde s ist ebenfalls offen, zeigt aber, anders als auf dem Bibra-Denkmal den oberen Abschnitt des unteren gebrochenen Bogens als Schwellzug.

Daniel von Redwitz war ein Sohn des Heinrich und der Agathe, geb. von Bibra. Er war ein Bruder des Bamberger Bischofs Weigand von Redwitz (1522-1556). Er studierte in Erfurt und Italien, wurde 1503 Domherr in Bamberg, er war zudem Domherr in Würzburg und Archidiakon in Kronach11).

Textkritischer Apparat

  1. Nachfolgender Worttrenner ein Quadrangel mit oben und unten ansitzenden eingerollten Zierstrichen.
  2. Ergänzung ab der zweiten Hälfte des Buchstabens V.
  3. Ergänzung bis zur ersten Hälfte des Buchstabens d.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 243.
  2. Landgraf, Dom 60.
  3. SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 3 Beilage II.
  4. Baumgärtel, Nagelkapelle 20-22; AEB Rep. 2, Nr. 2213, Sitzung vom 31. Dezember 1867; AEB Rep. 2, Nr. 2213, Sitzung vom 24. März 1868.
  5. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  6. Bay 53.
  7. Bay 27.
  8. Bay 43.
  9. BayA3 98.
  10. Hauschke, Grabdenkmäler 287f., Nr. 89; Sitzmann, Künstler 159.
  11. Kronach/OFr. Zur Person vgl. Wachter, Schematismus Nr. 7825; Kist, Domkapitel 243f.; Kist, Matrikel Nr. 4822.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 243; SB Ba HV.Msc. 195 p. 52; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 52; BNM Bibl. 1088 fol. 136v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 247f.; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 4v; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 3.
  2. Rothlauf, Verzeichnis II 117f.; Landgraf, Dom 60; Pfister, Dom 53; Stierling, Beiträge 204f., Abb. 24 Tf. 38; Riederer, Metallanalysen Nr. 51; Hauschke, Grabdenkmäler 287f., Nr. 89, Abb. 275, 276; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk03; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1542f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 25 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0002503.