Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 12 Dom, Nagelkapelle 1507

Beschreibung

Grabtafel und Wappenschild mit Sterbevermerk für den Domkustos Johann Truchsess von Pommersfelden. Ostwand über der nördlichen Tür rechts und links des Denkmals für Wolfgang Heinrich von Redwitz († 1616, Nr. 52). Bestattung ursprünglich in der zwölften Gruft der vierten Reihe1). Landgraf sah die Tafel mit einem Wappen am „zweiten Pfeiler“2). Pfister sah die Tafel bereits am heutigen Standort3). Eine Reinigung und Restaurierung wurde zuletzt 1986 durchgeführt4).

Querrechteckige Tafel, von einer Rahmenleiste begrenzt mit fünfzeiliger Inschrift zwischen Leisten, wohl zugehörig ein schlichter Wappenschild.

Linke untere Ecke der Grabtafel abgebrochen. Metall.

Maße: H. (Schrifttafel) 25 cm, B. (Schrifttafel) 41 cm, Bu. 2,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (E. Lantz) [1/1]

  1. Anno d(omi)ni ∙ M ccccc vij ∙ die vero / xvi ∙ mensis Januarij Obiit vene=/rabilis d(omi)n(u)s Johannes truchses / ba(m)berge(n)sis ec(c)lisiea) ∙ cono(n)ic(us)a) (et)b) custos / cui(us) a(n)i(m)a req(ui)escat i(n) pace Amen ∙

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1507, und zwar am 16. Tag des Monats Januar, verstarb der ehrwürdige Herr Johann Truchsess, Kanoniker und Kustos der Bamberger Kirche, dessen Seele in Frieden ruhe. Amen.

Wappen:
Truchsess von Pommersfelden5).

Kommentar

Die Inschrift auf der kleinen Tafel zeigt einige Buchstabenformen, die auf Stücken, die der Vischer-Werkstatt zugeschrieben werden, sehr ähnlich gestaltet sind. So ist das a mit kleinem, etwas eingerücktem oberen Bogen, das e mit kleinem oberen Bogen und steil ansetzendem Balken, t mit relativ weit nach rechts überstehendem Balken, das runde s mit kurzem Zierstrich sowie das Tironische et auch in der Inschrift des Friedrich von Schaumberg zu sehen. Auch der A-Versal mit geschwungenem Deckbalken und doppeltem Mittelbalken tritt in ähnlicher Form bei den Inschriften der Gebrüder Schaumberg auf. Das g, dessen unterer Bogen nach rechts ausholt und schräg nach oben abknickt, zeigt sich in dieser Gestaltung auch in der Inschrift der Ameley von Rotenhan († 1503, Nr. 8). All diese Gemeinsamkeiten mit den der Vischer-Werkstatt zugeschriebenen Stücken lassen die Vermutung zu, dass auch die vorliegende Tafel aus dieser Nürnberger Werkstatt stammt.

Johann Truchsess von Pommersfelden, Bruder des Dompropstes Veit und des Domherren Michael6), war der Sohn Veits und der Elisabeth, geb. von Lichtenstein. Er erhielt 1487 ein Domkanonikat in Bamberg. Er studierte in Rom. 1506 wurde ihm zunächst die Domkellnerei, dann die Domkustodie übertragen. Er war zudem Domherr in Augsburg7).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Tironisches et, ähnelt dem x mit senkrecht gestelltem Linksschrägschaft mit Mittelbalken und dem lediglich als Fahne im oberen Teil ausgeführten Rechtsschrägschaft.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 231.
  2. Landgraf, Dom 42; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1531.
  3. Pfister, Dom 48.
  4. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  5. BayA1 111.
  6. Zu Veit vgl. Kist, Matrikel 1190, zu Michael vgl. a.a.O. 1187.
  7. Zur Person vgl. Wachter, Schematismus Nr. 10296, falsches Todesdatum 1607 statt 1507; Kist, Domkapitel 306; Kist, Matrikel Nr. 1183; zu Augsburg vgl. Haemmerle, Canoniker Nr. 128b.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 231; SB Ba HV.Msc. 456 p. 233; SB Ba HV.Msc. 212 p. 22 II v (Zusatzblatt).
  2. Rothlauf, Verzeichnis I 92; Landgraf, Dom 42; Pfister, Dom 48; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1530f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 12 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0001208.