Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 9 Dom, Nagelkapelle 1505

Beschreibung

Figurale Metallplatte mit Sterbevermerk für den Domherrn Johann von Stein zu Ostheim. Westwand, viertes Denkmal von Norden, in einem verputzten Ziegelrahmen. Bestattung ursprünglich in der zweiten Gruft der vierten Reihe1). Heller sah 1837 nur mehr Teile der Inschrift2). Im Zuge der 1870 abgeschlossenen Restaurierung konnte das Bildfeld mit noch vorhandenen Teilen der Inschrift wieder zusammengeführt werden, das fehlende Stück der linken Langzeile wurde ergänzt3). Eine Reinigung und Restaurierung wurde zuletzt 1986 durchgeführt4).

Unter einem von Rankenwerk umschlungenen Kielbogen, der auf schmalen Säulchen ruht, steht auf einer Standplatte die nach links gewendete Ganzfigur des Verstorbenen in Pellicea, Superpelliceum und Almutia sowie mit einem Birett auf dem Haupt. In seiner rechten Hand hält er ein aufgeschlagenes Buch, das er mit der linken stützt. Zu Füßen ein Vollwappen.

Die auf vier Seiten umlaufende, links oben beginnende Inschrift wird an den Ecken durch Agnatenwappen in Vierpässen unterbrochen.

Metall.

Maße: H. 180,5 cm, B. 74 cm, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ ccccc // ∙ v ∙ die ∙ vero ∙ q(ua)rta ∙ me(n)sis ∙ february ∙ obijt ∙ ven(er)abil(is) ∙ d(omi)n(u)s ∙ Iohannes ∙ // vo(n) ∙ Stein ∙ Bamberg//en(sis)a) ∙ et ∙ herbipolen(sis) ∙ eccl(es)iaru(m) ∙ Cano(n)ic(us) ⟨cujus ∙ a(n)i(m)a ∙ Requiescat ∙ in ∙ pace . amen⟩

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1505, und zwar am 4. Tag des Monats Februar, verstarb der ehrwürdige Herr Johann von Stein, Kanoniker der Bamberger und der Würzburger Kirche, dessen Seele in Frieden ruhe. Amen.

Wappen:
Stein zu Ostheim5).
Stein zu Ostheim5)Truchsess von Wetzhausen6)
Ebersberg, gen. Weyhers7) Pfahlheim8)

Kommentar

Die Buchstaben a, e und s haben große Gemeinsamkeiten mit denen auf dem Denkmal des Hertnid von Stein zu Ostheim († 1491, Nr. 6), der A-Versal tritt in sehr ähnlicher Form auf dem Denkmal des Berthold Graf von Henneberg-Schleusingen († 1495, Nr. 7) auf. Der Buchstabe I mit nach links gebogenem Deckbalken im Wort Iohannes ist nahezu identisch in der Inschrift des Karl von Seckendorff († 1505, Nr. 11) zu sehen. Die Auflage wird der Vischer-Werkstatt unter Peter Vischer d. Älteren zugeschrieben9).

Johann von Stein, Sohn des Siegfried und der Katharina, geb. Truchsess von Wetzhausen, Neffe des Domdekans Hertnid von Stein, war seit 1473 Domherr in Bamberg. Er ist auch als Domherr in Würzburg nachweisbar10).

Textkritischer Apparat

  1. Der untere Bogen des g fehlt.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 211.
  2. SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 11; Landgraf, Dom 39 nennt die Inschrift verschollen und bietet sie ohne Angabe seiner Quelle.
  3. AEB Rep. 2, Nr. 2213, Sitzung vom 31. Dezember 1867; AEB Rep. 2, Nr. 2213, Sitzung vom 24. März 1868.
  4. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  5. Bay 58.
  6. Bay 61.
  7. BayA3 138.
  8. WüA 137.
  9. Hauschke, Grabdenkmäler 242, Nr. 56; Sitzmann, Künstler 159. Er schreibt die Auflage sowohl Vischer als auch Hans Krebs zu, a.a.O. 318.
  10. Zur Person vgl. Wachter, Schematismus Nr. 9815; Kist, Domkapitel 294; Kist, Matrikel Nr. 6036.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 211; SB Ba HV.Msc. 195 p. 28; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 28; BNM Bibl. 1088 fol. 107v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 232; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 7v; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 11.
  2. Rothlauf, Verzeichnis I 89; Landgraf, Dom 39; Pfister, Dom 53; Stierling, Beiträge 188, Abb. 9, Tf. 33; Riederer, Metallanalysen Nr. 24; Hauschke, Grabdenkmäler 242, Nr. 56, Abb. 209; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk04; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1527f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 9 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0000900.