Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

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DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 54 Dom, Nagelkapelle 1626

Beschreibung

Figurale Metallplatte mit Sterbevermerk für den Domherrn Sebastian Schenk von Stauffenberg. Westwand, zehntes Denkmal von Norden, in einem verputzten Ziegelrahmen. Bestattung ursprünglich in der 24. Gruft der vierten Reihe1). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19862).

Das Bildfeld zeigt den Domherrn nach links gewendet vor einer Muschellünette. Die Figur ist mit Albe und Dalmatik bekleidet, am linken Arm der Manipel, um den Hals ein flacher Kragen. Auf dem Haupt trägt er ein Birett. In den zum Gebet gefalteten Händen hält er eine Gebetsschnur in Form eines Zehners. Die Figur ist von Rundbogenarchitektur umgeben. In den Zwickeln je ein geflügeltes Engelsköpfchen. Der Bogen ist mit Granatäpfeln und Schnüren mit Quasten verziert. Unten ist ein Sockel mit einer queroblongen, seitlich von zwei geflügelten Engelsköpfchen gerahmten Kartusche mit neunzeiliger Inschrift (I) vorgesetzt, darüber das Vollwappen. An den Pilastern zu beiden Seiten der Figur je vier Agnatenwappen, die mit einer Wappenbeischrift auf einer Schnur aufgereiht dargestellt werden (II).

Metall.

Maße: H. 200 cm, B. 95 cm, Bu. 1,5 cm (I), 1,2 cm (II).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [1/2]

I.

  1. ADMODVMa) REVERENDVS ∙ ET ∙ PRAENOBILIS VIR / DOMINVS D(OMI)N(V)S SEBASTIANVS SCHENCK ∙ / Ab) ∙ STAVFFENBERG ECCLESIARVM BAMBERG(ENSIS) / HERBIPOLENSIS ET AVGVSTANAE CANONICVS, / RESPECTIVE SENIOR, IVBILAEVS ∙ ET ∙ CANTOR ANNO / CHRISTO NATO 1626 DIE 18 MENSIS FEBRVARIJ / PIE ∙ IN ∙ DOMINO ∙ OBDORMIVIT, ∙ AETATIS ∙ SVAE / ANNIS 63 CVIVS ANIMA ∙ REQVIESCAT / IN // PACEc)

Übersetzung:

Der überaus hochwürdige und wohledle Mann, Herr, Herr Sebastian Schenk von Stauffenberg, der Bamberger, Würzburger und Augsburger Kirchen Kanoniker, um genauer zu sein Senior, Jubiläus und Kantor, entschlief fromm im Herrn im Jahre nach Christi Geburt 1626, am 18. Tag des Monats Februar, seines Alters 63 Jahre, dessen Seele in Frieden ruhe.

II. Wappenbeischriften:

  1. STAVFF(ENBERG)3)  GLOSSEN4) 
    RECHB(ERG)5) LANDAV6) 
    GVSSENB(ERG)7) SCHENCKEN/STAIN8) 
    LAVBENB(ERG)9) GRAFFEN V(ON) HAG10) 

 
Wappen:
Schenk von Stauffenberg3).

Kommentar

Es handelt sich beim vorliegenden Objekt um das jüngste Grabdenkmal aus der Nagelkapelle aus dem Bearbeitungszeitraum. Auffallend bei der Schrift sind die keilförmig verbreiterten Schaft- und Balkenenden, der Mittelteil des M ist äußerst kurz und reicht meist nicht bis zur gedachten Mittellinie, die Cauda des R ist geschwungen.

Sebastian Schenk von Stauffenberg, Sohn des Albrecht und der Katharina, geb. von Closen, studierte an verschieden Orten, bereits 1578 wurde er Domherr in Augsburg, 1579 dann Mitglied der Domkapitel in Bamberg und Würzburg und stieg zum Senior, Jubiläus und Kantor auf. Er war zudem Propst in St. Gangolf11). Dem Bamberger Dom stiftete er 1617 einen Messingleuchter mit Inschrift und seinen Agnatenwappen12).

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstaben nahezu aller Wörter vergrößert.
  2. Über A ein kreisrundes Zeichen.
  3. Zeile durch Maske im Rahmen unterbrochen.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 255.
  2. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  3. Bay 21.
  4. Closen, Bay 29; jedoch richtig die Kugeln 3:3:3 gestellt.
  5. Rechberg zu Rotenlöwen, Bay 19.
  6. Si1 20.
  7. Güss von Güssenberg, WüA 11.
  8. Schenk von Schenkenstein; abweichend zu WüA 24: 1/4 ohne Geweihstange, 2/3 in drei Reihen geschacht.
  9. Si1 111.
  10. Frauenberg zum Hag, BayA1 100.
  11. Zur Person vgl. Schenk/Schenk, Schenken Tf. VIII; Wachter, Schematismus Nr. 8696; Wunder, Schenken 142-145. Zu Augsburg vgl. Haemmerle, Canoniker Nr. 837.
  12. Vgl. Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1385f.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 255; SB Ba HV.Msc. 195 p. 215; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 215; BNM Bibl. 1088 fol. 299v; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 8r; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 10; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 100.
  2. Rothlauf, Verzeichnis III 14; Pfister, Dom 5; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk10; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1567f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 54 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0005408.