Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)
Nr. 52 Dom, Nagelkapelle 1616
Beschreibung
Figurale Metallplatte mit Sitfterinschrift und Sterbevermerk für den Domherrn Wolfgang Heinrich von Redwitz. Ostwand über der nördlichen Tür, Reihe über der nördlichen Tür, dritte von Norden. Bestattung ursprünglich in der achten Gruft der vierten Reihe1). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19862).
Das Denkmal ist in drei Zonen unterteilt. Im oberen Feld das nach rechts gewendete Brustbild des Domherrn in einer von einem geflügelten Engelskopf bekrönten Rundbogenarchitektur. Der Domherr ist mit Dalmatik und Albe bekleidet, um den Hals ein flacher Kragen, auf dem Haupt ein Birett. In den Händen hält er ein geschlossenes Buch, am kleinen Finger der rechten Hand eine Gebetsschnur. Im mittleren Feld das Vollwappen, im unteren Feld eine Schrifttafel. Am Bogen, an den Pfeilern und unten an der Schrifttafel insgesamt acht Wappenschilde.
Metall.
Maße: H. 135 cm, B. 64 cm, Bu. 2,4 cm.
Schriftart(en): Humanistische Minuskel.
Admodum Reuerendo, Nobili Consilio, et / animi magnitudine praestanti uiro, Domino / Wolffgango Henrico a Redwitz, huius Ecclesiae / Seniori Cellario et Cantori deq(ue) eadem optime / merito Praeposito ad S(anctum) Gangolphum, nec non / Herbipolensis Cathedralis Canonico, piae recor=/dationis et gratitudinis ergo, testamentarij / eius hoc monumentum F(ieri) F(ecerunt)a) / Natus est XXIII Iunij Anno M. D. LX. Obijt XXXI / Decembris anno M. D. C. XVIb).
Übersetzung:
Dem überaus hochwürdigen und edlen, durch Besonnenheit und Größe des Geistes hervorragenden Mann, Herrn Wolfgang Heinrich von Redwitz, Senior, Zellerar und Kantor dieser Kirche, der sich um diese sehr verdient gemacht hat, Propst zu St. Gangolf und Kanoniker der Würzburger Kathedralkirche, haben seine Testamentsvollstrecker zur frommen Erinnerung und aus Dankbarkeit dieses Denkmal errichten lassen. Er wurde geboren am 23. Juni im Jahre 1560 und verstarb am 31. Dezember im Jahre 1616.
Redwitz3). | |
Redwitz3) | Heßberg4) |
Rosenau5) | Rusenbach6) |
Wolfstein7) | Truchsess von Wetzhausen8) |
Brandenstein (?)9) | Bibra10) |
Textkritischer Apparat
- Zeile zentriert.
- Die letzten beiden Zeilen in kleinerer Schrift, die letzte Zeile zentriert.
Anmerkungen
- StA Ba B 86, Nr. 250 p. 223.
- Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
- Bay 53.
- Bay 39.
- BayA3 47.
- Si2 79.
- BayA1 63.
- Bay 61.
- Bay 70. Abweichend zu Siebmacher ohne Gans im Maul, die Gans findet sich jedoch bei Johann von Redwitz (vgl. Nr. 41), dem älteren Bruder Wolfgang Heinrichs. Da die Ahnenprobe übereinstimmen müsste, ist anzunehmen, dass die Gans hier vergessen wurde. Vgl. auch Salver, Proben 462.
- Bay 27.
- Zur Person vgl. Wachter, Schematismus Nr. 7848; Salver, Proben 487.
Nachweise
- StA Ba B 86, Nr. 250 p. 223; SB Ba HV.Msc. 195 p. 208; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 208; BNM Bibl. 1088 fol. 292v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 269; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 58; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 99.
- Rothlauf, Verzeichnis III 10f.; Pfister, Dom 48; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1565f.
Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 52 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0005200.
Kommentar
Die Schrift weist neben den runden Formen der Humanistischen Minuskel auch einige für diese Schriftform untypische Brechungen auf. So zeigen sich Brechungen bei den Buchstaben c und e. Das s besteht aus zwei gebrochenen Bögen, wobei der obere Abschnitt des unteren Bogens als Schwellzug gestaltet ist. Das r ist mit und ohne Brechung am Schaftende zu sehen, das u im Wort uiro weist ein umgebrochenes unteres Ende des linken Schaftes auf. Der obere Bogen des a reicht hinab bis zum unteren Bogen und ist in manchen Fällen eingerollt.
Wolfgang Heinrich von Redwitz war Sohn des Valentin und der Barbara, geb. von Heßberg, Bruder des Domherrn Johann von Redwitz († 1591, Nr. 41) und Großneffe des Bischofs Weigand von Redwitz (1522-1556). Er wurde 1574 Mitglied des Bamberger Domkapitels und hatte dort auch die Ämter des Domzellerars und Domkantors inne. Er war zudem Propst bei St. Gangolf in Bamberg und seit 1585 auch Domherr in Würzburg11).