Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)
Nr. 47 Dom, Nagelkapelle 1603/1572
Beschreibung
Wappengrabtafel mit Sterbevermerk für den Domherrn Sebastian von Guttenberg. Ostwand, auf Höhe des Türsturzes der nördlichen Tür, über dem Denkmal für Martin von Schaumberg († 1613, Nr. 50). Bestattung ursprünglich in der 14. Gruft der zweiten Reihe1). Landgraf und Heller sahen die Tafel am nördlichen Pfeiler2). Pfister nennt 1896 bereits den heutigen Standort3). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19864).
In einem ornamentierten Rahmen eine von Leisten umgebene querrechteckige Tafel mit siebenzeiliger Inschrift (I). Darüber in halbrundem Feld Vollwappen, von vier Agnatenwappen begleitet. Über der Helmzier ein Spruchband mit Inschrift (II). Den äußeren Abschluss des oberen Teils bilden flankierende Balustersäulen mit einem Rundbogen aus Fischen und Voluten. Ausführung sehr ähnlich zu Nr. 46.
Die beiden unteren Befestigungen verdecken heute Buchstaben der letzten Inschriftenzeile, an der rechten unteren Befestigung beschädigt. Untere Leiste des Volutenrahmens fehlt, ebenso Teil des rechten Fischschwanzes. Metall.
Maße: H. 49 cm, B. 43 cm, Bu. 2 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- I.
ANNOa) DOMINI ∙ M ∙ DLXXII. / DIE LVNE XX OCTOBRIS. O=/BIIT REVERENDVS AC NOBI=/LIS DOMINVS D(OMINVS) SEBASTIANVS / A GVTTENBERG CATHEDRALIS / ECCLESIAE BAM(BERGENSIS) CANON(ICVS) CVIVS / ANIMA IN PACE AETERNA QVIESCA[T]b)
- II.
COTTENAc)
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1572, am Montag, dem 20. Oktober, verstarb der hochwürdige und edle Herr, Herr Sebastian von Guttenberg, Kanoniker der Bamberger Kathedralkirche, dessen Seele in ewigem Frieden ruhe.
Guttenberg5). | |
Guttenberg5) | Giech6) |
Schaumberg7) | Förtsch von Thurnau8) |
Textkritischer Apparat
- Anfangsbuchstabe vergrößert.
- Letzte Zeile verkleinert.
- Das Ende des unteren Bogenabschnittes relativ weit nach oben gebogen.
Anmerkungen
- StA Ba B 86, Nr. 250 p. 174.
- SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 67; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 75.
- Pfister, Dom 48.
- Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
- Bay 38.
- Bay 11.
- Bay 55.
- BayA1 70.
- Cottenau, Gde. Wirsberg, Lkr. Kulmbach. Für diesen Hinweis sei Herrn Dr. Karl Rupprecht, Staatsarchiv Bamberg, herzlich gedankt. Abzulehnen ist damit die Theorie Landgrafs, dass die beiden Worte COTTENA bei Sebastian und VNTERSTANIC bei Philipp zusammengezogen werden müssen und eine Devise „Gottena unterstanic“ bilden, vgl. Landgraf, Dom 75. Eine solche Devise ist auch sonst nicht belegt.
- Zur Person vgl. Wachter, Schematismus Nr. 3596; Bischoff, Genealogie 41 (Nr. 63), Tf. 5.
Nachweise
- StA Ba B 86, Nr. 250 p. 174; SB Ba HV.Msc. 195 p. 175; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 175; BNM Bibl. 1088 fol. 263v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 257; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 22r; SB Ba J.H.Msc.Hist. 10c Nr. 67; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 75.
- Rothlauf, Verzeichnis II 178f.; Pfister, Dom 48; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1553f.
Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 47 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0004707.
Kommentar
Die Wappengrabtafeln des Sebastian und seines entfernten Verwandten Philipp von Guttenberg (Nr. 46) zeigen die gleiche Schrift, zur Beschreibung siehe dort.
Da auch die Rahmung der beiden Tafeln mit gedrungenen Ballustersäulen, Voluten, Fischen und Früchten bis auf die obere Bekrönung des Rollwerks identisch sind, liegt die Vermutung nahe, dass sie von der gleichen Hand ohne zeitlichen Abstand geschaffen wurden. Das Todesdatum des Philipp von Guttenberg ist Bestandteil des Originalgusses, deshalb können die Platten erst nach seinem Tod 1603 entstanden sein.
COTTENA bezeichnet den Sitz Cottenau, den Sitz der Familie Guttenberg zu Cottenau und Kirchleus, der Sebastian angehörte9).
Sebastian von Guttenberg, Sohn des Rüdiger und der Margaretha, geb. von Giech, wurde 1546 Domherr in Bamberg, er studierte in Erfurt und Ingolstadt10).