Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 45 Dom, Nagelkapelle 1436/2. Hälfte 16. Jh.

Beschreibung

Gedächtnistafel mit Sterbevermerk für den Domherrn Johann Neustetter, genannt Stürmer. Ostwand, am Pfeiler südlich neben der nördlichen Tür, vierte von unten. Bestattung ursprünglich in der zwölften Gruft der zweiten Reihe1). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19862).

Vollwappen unter einem Rundbogen, der von zwei Säulen getragen wird. In den Zwickeln des Bogens je ein vegetabiles Ornament. Unter dem Wappen eine rechts und links mit Blattwerkansen besetzte Tafel mit fünfzeiliger Inschrift.

Metall.

Maße: H. 52 cm, B. 37 cm, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (E. Lantz) [1/1]

  1. An(no) M . cccc · XXXVI · o(biit) · venerabilis / et Nobilis · D(ominus) · Johannes Neustet=/ter · A · Nesselbach Canonicus / huius Cathedralis Ecclesiae / Bambergensis . C(uius) . A(nima) . D(eo) . V(ivat) . Amen.

Übersetzung:

Im Jahre 1436 verstarb der ehrwürdige und edle Herr Johann Neustetter von Nesselbach, Kanoniker dieser Kathedralkirche zu Bamberg, dessen Seele bei Gott lebe. Amen.

Wappen:
Neustetter, gen. Stürmer3).

Kommentar

Die Gestaltung der Helmdecken sowie die Fraktur weisen auf eine Entstehung in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hin. Die Inschrift auf der Tafel zeigt ein sehr gedrängtes Schriftbild mit charakteristischen Frakturmerkmalen. Die Unterlängen von f und Schaft-s reichen bis unter die Grundlinie, die Bögen von einstöckigem a, b, h und o sind spitzoval geformt. Der Buchstabe s tritt als langes Schaft-s, als rundes s und als sog. Schleifen-s mit zwei geschlossenen Bögen auf. Beim Buchstaben d in Cathedralis wird der linke Bogenabschnitt als Schaft gestaltet, der rechte und obere Bogenabschnitt sind zu einem Schwellzug verschmolzen.

Da der Würzburger Domherr Erasmus Neustetter, genannt Stürmer im Jahre 1561 sein Bamberger Domkanonikat erst nach Auseinandersetzungen mit dem Bamberger Kapitel wegen einer in Bamberg nicht „stiftswürdigen“ Großmutter erhielt4), kann vermutet werden, dass er die Platte für Johann Neustetter als Zeichen der Stiftswürdigkeit des Geschlechts setzen ließ.

Kist erwähnt einen Kanoniker mit Namen Neustetter, genannt Stürmer, der 1417 Domherr in Bamberg wurde und 1449 verstarb5). Wachter hingegen nennt sowohl diesen 1449 verstorbenen Johann Neustetter, genannt Stürmer, als auch einen 1436 verstorbenen Johann Neustetter von Nesselbach. Von diesem nennt Wachter nur das Todesdatum, das er nach Graff zitiert6). Die Vermutung, dass es zwei Kanoniker dieses Namens in Bamberg gab, geht auf Graff zurück, der wohl zum einen das Grabmal kannte, aber auch die Eintragung im Aufschwörbuch. Es handelt sich wohl um ein und dieselbe Person7).

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 170.
  2. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  3. Bay 118.
  4. Römmelt, Neustetter 41f.
  5. Kist, Domkapitel 233; Kist, Matrikel Nr. 4581.
  6. Rothlauf, Verzeichnis I 73; Wachter, Schematismus Nr. 7090 (Stürmer), Nr. 7092 (Nesselbach).
  7. Biedermann, Gebürg Tf. 343 führt einen 1447 belegten Domherrn zu Bamberg und Würzburg aus der Familie Neustetter, genannt Stürmer, an, der mit Vornamen Otto hieß, kennt aber im 15. Jahrhundert keinen Domherren namens Johann.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250, p. 170; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 5 (Joannes Neustetter dictus Stürmer „Admissus ad Praebendam 1417“); AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 224 (Joannes Chistopherus a Neustetter dictus Stürmer); BNM Bibl. 1088 fol. 70v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 220; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 26r; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 48; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 22.
  2. Landgraf, Dom 22; Pfister, Dom 49; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1514f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 45 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0004509.