Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 33 Dom, Nagelkapelle 1549

Beschreibung

Metallplatte mit Sterbevermerken für die Domherren und Brüder Sebastian und Christoph von Seckendorff. Ostwand, zweites Denkmal südlich neben der südlichen Tür. Bestattung ursprünglich in der 22. Gruft in der vierten Reihe angebracht1). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19862).

Die Platte gliedert sich in drei Teile. In der Mitte zwischen zwei mit Säulen in Relief verzierten Leisten ein Vollwappen unter einem Bogen mit laufendem Hund-Ornament, in den Zwickeln Blüten. Darüber sechszeilige (I) und darunter fünfzeilige (II) Inschrift jeweils in einem vertieften Feld in Roll- und Blattwerkrahmen zwischen je zwei – oben und unten variiert gestalteten – Festons aufgehängten Agnatenwappen.

Metall.

Maße: H. 189 cm, B. 83 cm, Bu. 3,5 cm (I), 3 cm (II).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (E. Lantz) [1/1]

  1. I.

    Anno 1549 die dominica dec=/imaa) Mensisb) february obyt / venerabilis Et Nobilis domin(us) / Cristofforus de Seckendorff Cano=/nicus Senior et Jubileus huius / Ecclesie Cuius anima Requiescat in pac(e)

  2. II.

    Anno · 1 · 5 · 18 · Die veneris Nona mensis / Aprilis Obyt Venerabilis et Nobilis / Dominus Sebastianus de Sekendorf / Canonicus Huius Ecclesie Cuius / anima Requiescat In pacec)

Übersetzung:

Im Jahre 1549, am Sonntag, dem 10. Tag des Monats Februar, verstarb der ehrwürdige und edle Herr Christoph von Seckendorff, Kanoniker, Senior und Jubilar dieser Kirche, dessen Seele in Frieden ruhe. (I)

Im Jahre 1518, am Freitag, dem 9. Tag des Monats April, verstarb der ehrwürdige und edle Herr Sebastian von Seckendorff, Kanoniker dieser Kirche, dessen Seele in Frieden ruhe. (II)

Wappen:
Seckendorff3).
Seckendorff3)Mannsberg4)
Schenk von Roßberg5)Leiningen6)

Kommentar

Ob die oben und unten am Bildfeld angesetzten Teilstücke gleichzeitig hergestellt wurden, bleibt fraglich. Sie sind sich zwar im Aufbau sehr ähnlich, doch zeigen sich auch diverse Unterschiede. Auch die beiden Schriften sind im Duktus unterschiedlich gestaltet. Die Inschrift des Christoph im oberen Abschnitt zeigt ein äußerst gedrängtes Schriftbild mit ausgeprägten Ober- und Unterlängen. Der obere Bogen des a ist auffallend groß, der rechte abgebrochene Teil kurz. Die Bögen von b, d, h und o sind zum Teil als Schwellzüge gestaltet, wobei der Bogen des h unter die Grundlinie verlängert und nach links ausgezogen ist, bei d in der Wortmitte ist der Bogen gebrochen. Die oberen Schaftenden von b sind gespalten. Der Balken des e reicht steil bis zum Schaft und wird nach rechts umgebogen. Die Unterlängen von langem i und p bei in pace sind nach rechts hin gebogen, der untere Bogenabschnitt des p durchschneidet den Schaft. Der Buchstabe s wird aus zwei mehrfach gebrochenen Bögen gebildet und weist zudem einen schrägen Zierstrich auf.

Die Inschrift für Sebastian im unteren Abschnitt der Metallplatte zeigt ein weniger gestrecktes Schriftbild. Einige Buchstabenformen zeigen große Ähnlichkeit mit denen in der Inschrift seines Bruders im oberen Abschnitt. So ist auch hier der obere Bogen des a auffallend groß, die Bögen von b, d, h und o sind ebenfalls zum Teil als Schwellzüge geformt, der Bogen des d ist in der Wortmitte gebrochen und die Schaftenden des b sind gespalten, auch die Gestaltung des e mit nach rechts abgebogenem Balken findet sich im oberen Abschnitt. Die Unterlänge des p-Schaftes bei pace ist auch hier nach rechts gebogen und der untere Bogenabschnitt durchschneidet den Schaft. Auch der Buchstabe s findet sich in der gleichen Form wie im oberen Teilstück.

In Aufbau und Gestaltung ähnelt das Denkmal derjenigen der Domherren Friedrich und Georg von Bibra ( Nr. 24).

Christoph von Seckendorff, Sohn des Ott aus der Linie Obersteinbach und der Margaretha, geb. von Mannsberg, erhielt 1501 ein Kanonikat in Bamberg, sein Bruder Sebastian wurde 1502 aufgeschworen. Beide studierten zunächst in Erfurt, Christoph setzte seine Studien in Ingolstadt fort7). Sebastian ging zunächst nach Bologna, bevor er sich ebenfalls in Ingolstadt immatrikulierte8).

Textkritischer Apparat

  1. Statt des m stehen vier Schäfte.
  2. Rundes s in Wortmitte, langes s am Wortende; für ein langes s hätte in der Wortmitte der Platz über der Zeile nicht gereicht, weil hier die Ziffer 9 von der oberen Zeile herunterreicht.
  3. Es folgt ein florales Ornament.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 251 (nur Inschrift für Christoph, ohne die Inschrift der unteren Tafel (Sebastian), aber mit der Bemerkung, dass beide Personen im selben Sarkophag liegen).
  2. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  3. Bay 22.
  4. WüA 13.
  5. BayA1 54. Das Wappen der Großmutter väterlicherseits zeigt einen Balken. Auf Grund der fehlenden Tingierung ist eine Zuschreibung nur über genealogische Quellen möglich. Der Großvater Christophs und Sebastians war Konrad (Rechter, Seckendorff VI,1 35), er war in erster Ehe mit Margareth von Gebsattel verheiratet, die Herkunft der zweiten Ehefrau ist nicht gesichert. Kist, Matrikel Nr. 5821 nennt für den Domherrn Karl von Seckendorff ( Nr. 11), Onkel Christophs und Sebastians, und jüngerer Bruder ihres Vaters Ott, eine nicht bezeichnete Frau aus der Familie Schenk von Roßberg als Mutter. Die Schenk von Roßberg haben einen Balken im Wappen (BayA1 54), was für eine Zuschreibung des Wappens an diese Familie spricht.
  6. Bay 15.
  7. Zur Person (Christoph) Kist, Matrikel Nr. 5813; Rechter, Seckendorff IV,1 46 (Systematik VI/3) .
  8. Zur Person (Sebastian) Kist, Matrikel Nr. 5825; Rechter, Seckendorff IV,1 48f. (Systematik VI/1).

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 251; SB Ba HV.Msc. 195 p. 49 (Christoph), p. 51 (Sebastian); AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 49 (Christoph), p. 51 (Sebastian); BNM Bibl. 1088 fol. 133v (Christoph), fol. 134v (Sebastian); SB Ba HV.Msc. 456 p. 244b, c (Sebastian), p. 254 (Christoph); SB Ba HV.Msc. 212 fol. 17v (Christoph) und 18v (Sebastian); SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 38b (Sebastian) und 38a (Christoph).
  2. Rothlauf, Verzeichnis II 116f. (Christoph), 117 (Sebastian); Landgraf, Dom 51; Pfister, Dom 50; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk36; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1549f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 33 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0003303.