Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 22 Dom, Nagelkapelle 1529

Beschreibung

Wappengrabtafel mit Sterbevermerk für den Domherrn Weiprecht von Seckendorff. Ostwand, am Pfeiler südlich neben der nördlichen Tür, drittes Denkmal von unten. Bestattung ursprünglich in der 26. Gruft der vierten Reihe1). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19862).

Die in einem Stück gegossene Platte zeigt unten ein Vollwappen unter einem Rundbogen mit Flügeln in den Zwickeln zwischen angedeuteten Pfeilern.

Darüber eine Inschriftentafel mit fünfzeiliger Inschrift zwischen Stegen mit Blattwerkansen.

Metall.

Maße: H. 55 cm, B. 40,5 cm, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (E. Lantz) [1/1]

  1. Venerabilis d(omi)n(u)s Wipertus de Seckendorf / ex familia Rinhouen senior Canonicus / huius eccl(es)ie in senectute bona. diem suu(m) / clausit extremum vigesima quarta Fe=/=bruarij. Anno domini. 1529a)

Übersetzung:

Der ehrwürdige Herr Weiprecht von Seckendorff aus dem Familienzweig Rinhofen, Senior, Kanoniker dieser Kirche, beschloss in hohem Alter seinen letzten Tag am 24. Februar. Im Jahre des Herrn 1529.

Wappen:
Seckendorff3).

Kommentar

Die Schrift fällt zunächst durch die verzierten Versalien auf, die sich zum Teil in Schwellzügen auflösen. Der rechte Teil des großen gebrochenen oberen Bogens des doppelstöckigen a fällt sehr klein aus, der linke Teil führt als Haarstrich bis zum Schaft, der Buchstabe s wird ohne schrägen Zierstrich gestaltet, der obere Bogen des e ist eher klein und das r wird aus Bogen und Cauda gebildet. Diese Buchstabenformen treten in ähnlicher, wenn auch sorgfältiger ausgeführter Form auf dem Grabdenkmal des Georg von Bibra († 1536, Nr. 24) auf.

Weiprecht von Seckendorff war der Sohn von Friedrich von Seckendorff aus der Linie Rinhofen und der Dorothea, geb. von Aufseß. Er studierte in Ingolstadt und Bologna. 1473 erhielt er ein Domkanonikat in Bamberg, seit 1525 wird er als Senior des Kapitels genannt4).

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt ein aus drei Quadrangeln gebildetes Abschlusszeichen.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 259.
  2. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  3. Bay 22.
  4. Zur Person vgl. Wachter, Schematismus Nr. 9436; Kist, Domkapitel 284; Kist, Matrikel Nr. 5828; Rechter, Seckendorff I, 136 (Systematik V/3).

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 259; SB Ba HV.Msc. 195 p. 29; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 29; BNM Bibl. 1088 fol. 109v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 244a, 245; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 26r; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 47.
  2. Rothlauf, Verzeichnis I 89f.; Landgraf, Dom 55; Pfister, Dom 49; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1539f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 22 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0002206.