Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 19 Dom, Nagelkapelle 1515

Beschreibung

Figurale Metallplatte mit Sterbevermerk für den Domdekan Georg von Stiebar von Buttenheim und Künstlersignatur des Hans Krebs. Westwand, 26. Denkmal von Norden, in einem verputzten Ziegelrahmen. Bestattung ursprünglich in der elften Gruft der dritten Reihe1). Eine Reinigung und Restaurierung erfolgte zuletzt 19862).

Unter einem profilierten Dreipassbogen mit Rankenwerk und Blüten, der auf dünnen Säulchen mit Astknoten ruht, steht frontal die Figur des Domherrn. Er ist in Pellicea, Superpelliceum und Almutia gekleidet, auf dem Haupt ein Birett. In seiner Rechten hält er einen Kelch. Zu Füßen ein Vollwappen.

Die auf vier Seiten umlaufende, links oben beginnende Inschrift (I) wird an den Ecken durch Agnatenwappen in Vierpässen unterbrochen. Am Ende der Inschrift Künstlersignatur (II).

Metall.

Maße: H. 192 cm, B. 82 cm, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (E. Lantz) [1/1]

  1. I.

    Anno d(omi)nia) · 1515a) · die · // Veneris Octaua mensis Junij Obijt Reuere(n)dus Pater Dominus // Georgius Stiber decan(us) // et Canonic(us) hui(us) eccl(esi)e Bambergen(sis) Cui(us) ani(m)a requiescat in pace Amen

  2. II.

    h(ans) // k(rebs)b)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1515, am Freitag, dem 8. des Monats Juni, verstarb der hochwürdige Vater, Herr Georg Stiebar, Dekan und Kanoniker dieser Bamberger Kirche, dessen Seele in Frieden ruhe. Amen. (I)

Wappen:
Stiebar3).
Stiebar3)Redwitz4)
Fuchs5)Truchsess von Pommersfelden6)

Kommentar

Der Gießer der Platte hat diese am Ende der vierten Schriftzeile, links oben mit h k signiert und mit seinem Meisterzeichen, einem Krebs, versehen. Die Signatur und das Meisterzeichen gestatten eine Zuordnung an den – wohl Bamberger – Erzgießer Hans Krebs7). Die Inschrift der Grabplatte setzt sich durch breite Strichstärke, den relativ breiten Mittellängenbereich und nahezu fehlende Ober- und Unterlängen von den übrigen zeitnahen Objekten der Nagelkapelle ab. Der linke, als Haarstrich gestaltete Teil des gebrochenen oberen Bogens des a reicht geschwungen zwischen den senkrechten Teil des gebrochenen unteren Bogens und den Schaft. Der obere Bogen des e fällt eher groß aus, der als Haarstrich gefertigte Balken ist am Ende eingerollt. Das Bogen-r ist aus Bogen und Cauda gebildet. Der Buchstabe s tritt in zwei Formen auf, zum einen mit zwei mehrfach gebrochenen Bögen, wobei sich am Ende des oberen Abschnitts ein eingerollter Zierstrich befindet, und zum anderen in einer Form mit gebrochenem unteren Bogen, wobei der obere Abschnitt als Schwellzug, der untere Abschnitt eingerollt und nach links anschwellend gestaltet wurde.

Georg von Stiebar war der Sohn des Hermann und der Susanne, geb. von Redwitz. Er studierte in Ingolstadt, 1484 erhielt er ein Kanonikat in Bamberg, 1505 wurde er zum Domdekan gewählt. Er war zudem Propst bei St. Gangolf und St. Jakob in Bamberg8).

Textkritischer Apparat

  1. Nachfolgender Worttrenner ein Quadrangel mit oben und unten ansitzenden eingerollten Zierstrichen.
  2. Signatur zur Inschrift um 90° gedreht. Aufrecht stehender Krebs beseitet von den Initialen.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 201.
  2. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  3. BayA3 98.
  4. Bay 53.
  5. Bay 35.
  6. BayA1 111.
  7. Sitzmann, Künstler I 318 identifiziert den in den Bamberger Hofkammerrechnungen zwischen 1514 und 1521 genannten Erzgießer und „Messingschläger Hanns Krebs”, der die vorliegende Auflage signierte, mit einem zwischen 1508 und 1522 in Nürnberg ansässigen und tätigen Gießer Hans Krebs, den jedoch die neuere Nürnberger Literatur nicht kennt; vgl. Grieb, Künstlerlexikon 846 (hier lediglich ein Rotschmied Hans Krebs († 1496) und ein Steinmetz Hans Krebs († 1536) genannt). Die von Sitzmann, Künstler I 318f. vorgenommenen Zuschreibungen von zehn Grabplatten der Nagelkapelle an Krebs sind jedenfalls nicht haltbar.
  8. Zur Person vgl. Wachter, Schematismus Nr. 9902; Kist, Domkapitel 296f.; Kist, Matrikel Nr. 6098.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 201; SB Ba HV.Msc. 195 p. 33; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 33; BNM Bibl. 1088 fol. 114v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 166; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 15r; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 26; SB Ba HV.H.Bbg. 261a Nr. 48 (mit Zeichnung).
  2. Rothlauf, Verzeichnis I 91; Landgraf, Dom 48; Pfister, Dom 51; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk26; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1536f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 19 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0001908.