Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 5: Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom (2015)

Nr. 18 Dom, Nagelkapelle 1514

Beschreibung

Figurale Metallplatte mit Sterbevermerk für den Domherrn Leonhard von Egloffstein. Westwand, 17. Denkmal von Norden. Ursprünglich befand sich seine Grabstätte in der ersten Gruft der zweiten Reihe1). Die Inschrift soll im 17. Jahrhundert noch vollständig vorhanden gewesen sein2). Im 18. Jahrhundert fehlten wohl bereits Teile3). Die durchgreifende Restaurierung im Auftrag der Familie von Egloffstein erfolgte bereits 1828/29 durch Friedrich Karl Rupprecht. Die fehlenden Teile wurden ergänzt. Zudem wurde die Figur auf einer Metallplatte angebracht. Eine Restaurierung und Reinigung wurde zuletzt 1986 vorgenommen4).

Das Bildfeld zeigt die Figur des Verstorbenen unter einem sich zu einem Kielbogen verschlingenden Rankenwerk nach rechts gewendet, auf einer Standplatte. Der Kanoniker trägt Pellicea, Superpelliceum und Almutia, auf dem Haupt ein Birett. Mit seiner rechten Hand hält er den Kelch, in der Linken ein geschlossenes Buch. Zu Füßen ein Vollwappen.

Die auf vier Seiten umlaufende, links oben beginnende Inschrift wird an den Ecken durch Agnatenwappen in Vierpässen unterbrochen.

Metall.

Maße: H. 186 cm, B. 76 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [1/1]

  1. Anno d(omi)ni ∙ M ∙ CCCCC ∙ // xiiii die me⟨rcurij decima quinta m⟩arcija) obijt vene(r)abil(is) et egregius d(omi)nus // Leonardus de Eglof=//stein vt(ri)usq(ue)b) iur(is) docto(r) cano(n)ic(us) et scola⟨stic(us) bambergen(sis) cui(us)c) ani(m)a⟩ requiescat i(n) p(a)c(e)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1514, am Mittwoch, dem 15. März, verstarb der ehrwürdige und ausgezeichnete Herr Leonhard von Egloffstein, beider Rechte Doktor, Bamberger Kanoniker und Scholaster, dessen Seele in Frieden ruhe.

Wappen:
Egloffstein5).
Egloffstein5)Künsberg6)
Zollner von Rothenstein7)Weidenberg8)

Kommentar

Auf Grund des fragmentarischen Erhaltungszustandes der Originalumschrift ist eine aussagekräftige Schriftbeschreibung schwierig. Doch kann eine große Ähnlichkeit der Buchstaben e und s mit denen der Inschrift des Hertnid von Stein zu Ostheim († 1491, Nr. 6) festgestellt werden. Der Buchstabe a hingegen weist einen auffallend größeren oberen Bogen auf als die zeitnahen Objekte. Dieser große obere Bogen zeigt sich auch in den nachgegossenen Teilen des 19. Jahrhunderts.

Die Herstellung der Auflage wird der Werkstatt Peter Vischers d. Älteren zugeschrieben9).

Leonhard von Egloffstein, Sohn des Wolfgang und der Margareta, geb. von Künsberg, war seit 1484 Domherr in Bamberg, seit 1500 hatte er dort auch das Amt des Scholasters inne, zudem war er Domherr in Eichstätt und Würzburg. In Bologna wurde er zum Doktor beider Rechte promoviert10).

Textkritischer Apparat

  1. die IV Martij bei StA Ba B 86, Nr. 250 p. 149, SB Ba HV.Msc. 195 p. 34, AEB Rep. I, 1309 p. 34, SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 17; decima quinta marcij obijt fehlt bei SB Ba HV.Msc. 212 fol. 11.
  2. Kein Kürzungszeichen für ri erkennbar.
  3. juris doctor Ecclesiae bambergensis canonicus et scholasticus, cuius bei SB Ba HV.Msc. 195 p. 34, AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 34, SB Ba HV.Msc. 212 fol. 11r, SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 17.

Anmerkungen

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 149.
  2. Bittner gibt die Inschrift nach einer Abschrift aus dem 17. Jahrhundert wieder, vgl. Bittner, Leonhard von Egloffstein 1.
  3. Dies wäre eine Erklärung dafür, weshalb Subkustos Graff ein falsches Todesdatum, den 4. März 1531, angibt, vgl. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 149. Dies war das Sterbedatum des Domherrn Georg von Egloffstein.
  4. Zur Restaurierung vgl. Jung, Vorwort 5f.; Baumgärtel, Nagelkapelle 19-22; Restaurierungsbericht 1986.
  5. Bay 9.
  6. Bay 43.
  7. BayA1 64, gemäß dem Testament. Vgl. dazu Baumgärtel, Nagelkapelle 15f. Die Identifizierung dieses Wappens bereitete offensichtlich immer Schwierigkeiten: Rothlauf, Verzeichnis I, 92 identifizierte das Wappen als das der Familie Elckershausen (SiSu6 28), Landgraf, Dom 47 als das der Familie Stetten (Wü 12).
  8. BayA1 60.
  9. Hauschke, Grabdenkmäler 260f., Nr. 71; von Sitzmann, Künstler 318 Hans Krebs zugeschrieben.
  10. Zur Person vgl. Kist, Domkapitel 169f.; Kist, Matrikel Nr. 1293; Wachter, Schematismus Nr. 1994; Bittner, Leonhard von Egloffstein mit Abb.

Nachweise

  1. StA Ba B 86, Nr. 250 p. 149; SB Ba HV.Msc. 195 p. 34; AEB Rep. I, Nr. 1309 p. 34; BNM Bibl. 1088 fol. 116v; SB Ba HV.Msc. 456 p. 242; SB Ba HV.Msc. 212 fol. 11r; SB Ba JH.Msc.Hist. 10c Nr. 17.
  2. Rothlauf, Verzeichnis I 91f.; Landgraf, Dom 47; Pfister, Dom 52; Stierling, Beiträge 191-193, Tf. 34, Abb. 13; Bittner, Leonhard von Egloffstein 2 mit Abb.; Riederer, Metallanalysen Nr. 40; Hauschke, Grabdenkmäler 260f., Nr. 71, Abb. 231; Friedrich Karl Rupprecht 1779-1831 Nr. 179f., 153, 175, Abb. 79; Bellendorf, Grabplatten 2 BaNk17; Kdm NF OF IV, II, 1 (Domstift 2) 1533f.

Zitierhinweis:
DIO 5, Die Inschriften der Nagelkapelle am Bamberger Dom, Nr. 18 (Julia Karg, Christine Steininger, Ramona Baltolu, Tanja Kohwagner-Nikolai.), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio005m001k0001802.