Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 537 Baden-Baden, Stadtwald 16.–17. Jh.

Beschreibung

Grenzstein, sog. „Geheimnisvoller Stein“ bzw. „Flößerstein“. Im Stadtwalddistrikt VII, Abteilung 11,1 etwa 80 m südöstlich der Hütte „Am Eichenploch“ in der Nähe von Bermersbach-Rote Lache (Forbach). Rötlicher Sandstein. Annähernd hochrechteckiger, pfeilerförmiger Stein, der allseitig mit eingemeißelten Initialen, Ziffern und Marken versehen ist. Im oberen Bereich der breiten Seitenfläche im Osten die Ziffer (A), im mittleren die Marke nr. 81, flankiert von den Buchstaben (B). Links daneben zwei vertikal eingekerbte Initialen (C). Auf der gegenüberliegenden Fläche im Westen eine weitere Marke nr. 82 zwischen den Namensinitialen (D). Rechts daneben die Ziffer (E). Auf der nördlichen Schmalseite des Steins die dritte Marke nr. 83, die einem Henkelkrug ähnelt. Gegenüber im Süden drei 2:1 gestellte Kreise, in die jeweils ein anstoßendes griechisches Kreuz eingezeichnet ist (Sester?). Der obere rechte Kreis ist etwas größer ausgeführt und berührt oben einen waagerechten Balken. Darunter die Marke nr. 84. Auf der Oberseite des Steins der Buchstabe (F). Sämtliche Inschriften 1951 mit einer Handfeile und 1985 mit einer Fräse (!) nachgezogen.2

Maße: H. 110, B. 60, T. 35, Bu. 10 (B), 13 (C), 3–4,5 (D), 8,5 (F), Zi. 16 (A, E).

Schriftart(en): Minuskel (B), Kapitalis (C, D, F).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    7

  2. B

    g // aa)

  3. C

    WH

  4. D

    M / G · Tb) //c) WK

  5. E

    6

  6. F

    G

Kommentar

Über die Bedeutung dieses Steins ließ sich bereits während einer Untersuchung im Jahre 1732 keine Klarheit mehr gewinnen.3 Die Ähnlichkeit der Marken mit den Zeichen der Murgschiffer deutet darauf hin, daß er eine Grenze zwischen Waldnutzungsgebieten ehemaliger Flößer markiert haben könnte.4 Die vorgeschlagene Datierung der Inschriften in das 16.–17. Jahrhundert stützt sich auf die Verwendung der Kapitalis, die gegen eine frühere Zeitstellung spricht.5

Textkritischer Apparat

  1. g // a] Der obere Bogen des g annähernd kreisrund, der untere geschlossen und langgestreckt. Der obere Bogen des doppelstöckigen a geschlossen, der untere schrägoval. Unterbrechung durch die Marke nr. 81.
  2. M / G · T] Der Mittelteil des konischen M endet im oberen Zeilendrittel. Die rechtwinklig umgebrochene Cauda des G schließt den unteren Bogenabschnitt gänzlich ab. Das T hat eine runde Form und könnte ursprünglich auch ein C gewesen sein.
  3. Unterbrechung durch die Marke nr. 82.

Anmerkungen

  1. Standortangaben nach StdtA Baden-Baden o. Sig., Dokumentation Kleindenkmale (wie unten).
  2. Freundliche Mitteilung von Dr. rer. nat. Lothar Brandstetter, Baden-Baden, vom 9.7.2004.
  3. Vgl. GLA Karlsruhe 195/468, Die wegen schlechter Haushaltung (wie unten).
  4. Vgl. Scheifele, Murgschifferschaft 134. S. a. Brandstetter, Von Unterlocherungen (wie unten).
  5. Zur Verwendung der Kapitalis vgl. Einl. Kap. 5.4, LXXXVI–XCI.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 195/468, Die wegen schlechter Haußhaltung der Stadt Baden in ihren eigenen Waldungen von Seiten der Landesherrschaft verordnete commißarische Untersuchung etc., 1732–1733, o. S. (erw.).
  2. Lothar Brandstetter, Forstgeschichtliche Untersuchungen über den Stadtwald von Baden-Baden (Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Kurorts Baden-Baden 6), Baden-Baden 1963, 86 (Abb.), Anhang IV, o. S. (Abb. 13–16).
  3. Lothar Brandstetter, Von Unterlocherungen und alten Grenzsteinen, in: Aquae 1992, 37–51, hier 48f. (Abb.).
  4. StdtA Baden-Baden o. Sig., Dokumentation Kleindenkmale, OZ 105, Flurstück-nr. 2645.
  5. Lothar Brandstetter, Aus der Geschichte der Flößerei im Oostal, in: Aquae 39 (2006) 21–41, hier 37f. (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 537 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0053704.