Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 369 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Museum 1579?

Beschreibung

Wappenstickerei. Ehemals auf einem lachsfarbenen Stab mit gold-silbernem Rand, der auf eine Dalmatika appliziert war.1 Da diese 1945 nach notdürftiger Lagerung im Keller starke Schäden aufwies,2 wurde die Stickerei abgetrennt und auf einem hochrechteckigen, breitmaschigen Tuch befestigt. Über dem Wappenschild in reicher Silber- und Goldhochstickerei ein Schriftband, dessen Enden geschlitzt und mit Quasten versehen sind. In der Mitte die konturierten, in Anlegetechnik gestickten Namensinitialen.

Maße: H. 3, B. 18,3 Bu. 2–2,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/2]

  1. P(HILIPS) M(ARGGRAVE) Z(V) B(ADEN) V(ND) H(OCHBERG)a)

Wappen:
Baden-Baden.4

Kommentar

Die Buchstaben sind in Kontur wiedergegeben und mit deutlichen Sporen versehen. Die freien Schaftenden sind keilförmig verbreitert, die freien Balkenenden außerdem linksschräg geschnitten. Der Balken des H hat eine Ausbuchtung nach unten. Der Mittelteil des leicht konischen M endet auf halber Zeilenhöhe, das Z besitzt einen linksschräg geschnittenen Mittelbalken.

Die Namensinitialen lassen in Verbindung mit dem gevierten Wappen darauf schließen, daß diese Wappenstickerei – vermutlich zusammen mit der verlorenen Dalmatika – im Auftrag Philipps II. von Baden-Baden angefertigt wurde.5 Er stiftete dem Kloster Lichtenthal außerdem vier Kaseln.6 Da auf einer von ihnen mit der gleichen Wappenbeischrift die Jahreszahl 1579 erkennbar geblieben ist, läßt sich diese Zeitstellung hier übernehmen.7 Mit der Ausführung war der Seidensticker Albrecht Wörl beauftragt worden, der in einem Brief der Nonne Charitas Wasa an ihren Halbbruder Markgraf Eduard Fortunat von Baden-Baden als Urheber bezeugt ist.8

Textkritischer Apparat

  1. Auflösung der Abkürzungen nach den Umschriften auf den Gnadenpfennigen des Markgrafen Philipp II. von Baden-Baden von 1584 und 1587, vgl. Wielandt/Zeitz, Medaillen 31f. nrr. 17f.

Anmerkungen

  1. Kdm. (wie unten).
  2. Hinweis auf der Rückseite des Stoffes.
  3. Maße des derzeitigen Trägerstoffes.
  4. Geviert und mit Mittelschild (Baden) belegt: 1. Vordere Grafschaft Sponheim, 2. geviert: 1/4. Alt-Eberstein, 2/3. Neu-Eberstein, 3. gespalten, vorn Lahr, hinten Mahlberg, 4. Hintere Grafschaft Sponheim.
  5. Vgl. zum Wappen Markgraf Philipps II. von Baden-Baden nrr. 384, 382, 383, 484 sowie allg. Das Wappen des Grossherzoglichen Hauses Baden 28f. Im Gegensatz dazu ist für Markgraf Philipp I. von Baden lediglich der ungeteilte Schild nachweisbar, vgl. ebd. 28 und nr. 245.
  6. Vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1985) 77 (hier irrtümlich als Stiftung Markgraf Philipps I. von Baden ausgewiesen); Kdm. Baden-Baden 490. Zu den anderen noch vorhandenen Wappenstickereien vgl. nrr. 367, 368.
  7. Vgl. nr. 367.
  8. Vgl. GLA Karlsruhe 92/165, Schenkung, o. S.; Rott, Kunst 47 Anm. 3; s. a. Maria Agnes Wolters, Prinzessin Charitas Wasa, Konventualin in Lichtenthal, in: FDA 82/83 (1962/63) 287–298, hier 290; 750 Jahre Lichtenthal 311f. nr. 162.

Nachweise

  1. Kdm. Baden-Baden 490 nr. 5.
  2. Landesbildstelle Baden Karlsruhe, Neg.-nr. SSG 1995/M 014/16–17.
  3. KA Lichtenthal o. Sig., Krupp, Inventar, Ordner: Museum, Parterre St. Stephan 2, Vitrinen 4, 5, 6, o. S (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 369 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0036903.