Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 357 Baden-Baden, Neues Schloß, Palas um 1575

Beschreibung

Hauptportal der Schloßkapelle. Die Kapelle befindet sich im Erdgeschoß des Palas auf der Ostseite südlich des Treppenhauses, ihr außen architektonisch gestaltetes Hauptportal an der nördlichen Ecke der Westwand. Sandstein. Die Stirnseiten der Pfosten sind mit einem reliefierten, vertikal verlaufenden Wellenband versehen; auf dem rechten etwa in Brusthöhe das eingemeißelte Stz. nr. 46. An den Außenkanten liegen oben langgestreckte, von Blattwerk verhüllte Voluten an. In der Mitte des Architravs eine Rollwerkkartusche mit Verzierungen aus Fruchtbündeln und Blattwerk; im querovalen Binnenfeld das eingemeißelte Bibelzitat. Im Fries darüber zwei leere Wappenschilde, flankiert von Konsolen und breiten, kapitellartig geformten Stützen, die mit flach reliefiertem Beschlagwerk und Blättern verziert sind. Über dem Gesims zwischen zwei Voluten ein schmalerer, querrechteckiger Aufsatz. Die breite Rahmung ist nach innen abgetreppt und wird oben von einem Perl- und einem Eierstab begleitet. Im Feld eine Rollwerkkartusche mit dem plastisch hervortretenden Brustbild des Erlösers, der die Rechte im Segensgestus erhoben hat und mit der Linken das Kreuz umfaßt. Als Bekrönung des Portals ein Engelskopf auf Roll- und Beschlagwerk.

Maße: H. 9,5, B. 60, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. EGOa) SVM VIA ET VITA /b) ET VERITAS1) ·

Übersetzung:

Ich bin der Weg, das Leben und die Wahrheit.

Kommentar

Die Kerben der Buchstaben sind gleichbleibend schmal und lediglich die freien Enden der Schrägschäfte keilförmig verbreitert. Die freien Balkenenden tragen in der Regel rechtsschräg angesetzte Sporen. Der obere Balken des E ist geringfügig länger als der untere, der mittlere stark verkürzt. Der Mittelteil des konischen M endet innerhalb in der unteren Zeilenhälfte. Die Cauda des R ist geschwungen. Als Schlußzeichen dient ein paragraphzeichenförmiges Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.

Der Palas des Schlosses wurde unter Baumeister Caspar Weinhart im Anschluß an die Arbeiten am Küchenbau um 1575 begonnen.2 Daß das Portal noch bauzeitlich ist, läßt sich an der Verwendung der gleichen Zierformen wie an der heute vermauerten Tür des Küchenbaus von 1573 erkennen.3 Dort ist das Gewände äußerst ähnlich gestaltet und oben ebenfalls mit einem Eierstab bzw. flach reliefiertem Beschlagwerk versehen.

Textkritischer Apparat

  1. Das E etwa 1 cm größer als die übrigen Buchstaben.
  2. Die Wörter der zweiten Zeile zentriert gesetzt.

Anmerkungen

  1. Io 14,6.
  2. Vgl. Kdm. Baden-Baden 240; zu Caspar Weinhart vgl. Coenen, Aquae 162–164; Rott, Kunst 47 Anm. 2; ThB, Bd. 35, 294f.; Karl Obser, Der Baumeister des Neuen Schlosses zu Baden (Miscelle), in: ZGO 59 NF 20 (1905) 505f.
  3. Vgl. nr. 341.

Nachweise

  1. Deutsche Renaissance, Abt. 23., H. 1, Lfg. 5 (NF), nr. 49, Bl. 9f. (Abb.).
  2. Kdm. Baden-Baden 270, 274 (Abb. 210).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 357 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0035706.