Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 353 Gernsbach, Igelbachstr. 13 1575

Beschreibung

Scheitelstein eines Bogengewändes. Vor 1975 in Hilpertsau während eines Umbaus des Gasthauses „Zum Ochsen“ aufgefunden.1 Danach als Spolie am jetzigen Standort eingemauert. Hier außen an der östlichen Rückseite des Gebäudes über der Tür vom Innenhof zur Erdgeschoßwohnung. Rötlicher Sandstein. Keilförmig zugeschnittener Werkstein, der oben waagerecht und unten bogenförmig abschließt. In der Mitte zwei Schifferzeichen in einem Schild, dieser flankiert von den reliefierten Brustbildern eines Mannes und einer Frau im Profil. Im linken Zwischenraum die miteinander verschränkten Initialen (A), im rechten das eingemeißelte Stz. nr. 45. Wappen und Bildnisse unterbrechen die Jahreszahl (B) und die darunter folgenden Namensinitialen (C).

Maße: H. ca. 27, B. ca. 100, Bu. ca. 5 (A), 8–9 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    SVa)

  2. B

    15//75

  3. C

    I(akob) // K(ast)

Wappen:
Jakob Kast d. Ä.(?)/unbekannt.2

Kommentar

Die freien Schaft- und Balkenenden der Ziffern sind keilförmig verbreitert. Lediglich die unteren Schaftenden der 1 und der 7 verjüngen sich zu Haarlinien, die nach links bzw. rechts umgebogen sind. Die Schrägbalken des K in Inschrift (C) weisen eine deutliche Krümmung auf.

Aufgrund des Fundortes lassen sich die Initialen mit Jakob Kast d. Ä. in Verbindung bringen, der in Hilpertsau Schiffer und Schultheiß war.3 Er wurde 1518 geboren. Seine erste Frau hieß Veronika, die noch 1583 nachweisbar und somit vermutlich auf dem Scheitelstein wiedergegeben ist. Mit ihr hatte er offenbar die Söhne Jakob, den wegen seines Reichtums berühmten Schiffer in Hörden,4 Wendel und Hans Bernhard5. Ob die zweite, erst 1596 erwähnte Ehefrau Christine weitere Kinder zur Welt brachte, ist unbekannt. Jakob d. Ä. starb im Alter von 88 Jahren und wurde am 26. Oktober 1606 begraben.

Textkritischer Apparat

  1. Das S durchkreuzt den linken Schrägschaft des V.

Anmerkungen

  1. Vgl. Hoffmann (wie unten).
  2. Schifferzeichen nr. 14. Offenbar zwei Schifferzeichen übereinander: oben Kast? (ein Paar senkrecht gestellter, schwebender Leisten, beseitet von je einer Längsschindel), unten unbekannt (eine senkrecht gestellte, schwebende Leiste, rechts begleitet von einer Längsschindel, links von einem linksschräg gelegten rechtwinkligen Dreieck). Das obere Schifferzeichen ist merkwürdigerweise mit dem um 1800 bezeugten Schwartenzeichen für die Schifferfamilie Weiler identisch, vgl. Jägerschmid, Murgthal 171 (Taf.); Scheifele, Murschifferschaft 134.
  3. Vgl. zu sämtlichen biographischen Angaben Hoffmann, Frühe Kast 171; Hoffmann, Kast-Problem 419f.; Hoffmann, Gernsbacher Kast 79; Hennl, Gernsbach 199 Anm. 107.
  4. Vgl. nr. 391.
  5. Vgl. nr. 432. Der in Hadwig, Frühe Kast 171 ebenfalls als Sohn aufgeführte Christoph scheint indessen Christoph Kast d. Ä. zum Vater zu haben, vgl. ebd. 171f.

Nachweise

  1. 425 Jahre Casimir Kast. [Festschrift der Firma Kast, Gernsbach], Gernsbach 1976, o. S. (Abb.).
  2. Hoffmann, Kast-Problem 420.
  3. Scheifele, Murgschifferschaft 186 (Abb.).
  4. Karcher, Haus Kast 73 (Abb.).
  5. Scheifele, Jacob Kast 739 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 353 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0035308.