Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 78 Baden-Baden, kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau (ehem. Stiftskirche) 1459
Beschreibung
Grabplatte für Hans Adam Röder von Tiefenau. In der östlichen Seitenkapelle des nördlichen Seitenschiffes. Große, hochrechteckige Platte, die unterhalb des Fensters aufrecht in die Wand eingelassen wurde. Sandstein. Im Binnenfeld das größtenteils nur noch in Umrissen wahrnehmbare Relief eines Vollwappens. Darunter ehemals ein weiteres, heute vollständig abgewittertes und überputztes Wappen.1 Die Randleiste mit dem umlaufenden, erhaben gemeißelten Sterbevermerk rahmen einfache, teilweise durchsteckte Stäbe. Die Inschrift ist stark beschädigt, innerhalb des unteren und linken Rahmenabschnitts fast gänzlich zerstört.
Maße: H. 295, B. 140, Bu. 16 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
Anno · d(omi)ni · M° · cccc° / · lix° · s(e)c(vn)da · k(a)l(endas) · maij [·] ọ(biit) [·] hans · adam · ro=/deṛa) [– – – t]ịf̣/[e]ṇọ[– – –]ẹ · e(ius)b)
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1459 starb am zweiten Tag vor den Kalenden des März Hans Adam Röder (…) Tiefenau (…) dessen (…).
Datum: 30. April 1459.
Röder von Tiefenau2, [Ems (?)]3. |
Textkritischer Apparat
- Das Silbentrennzeichen nur noch als Punkt auf halber Zeilenhöhe erkennbar.
- Lesung unsicher. Als Kürzungszeichen ein kurzer Haken im Oberlängenbereich.
Anmerkungen
- Vgl. Kdm. (wie unten); GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone (wie unten).
- Adler überzwerch, vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 3, 552. Nur noch ein oberer Flügelabschnitt erkennbar. Die Helmzier (Adlerkopf) bis auf die Zunge vollkommen abgewittert.
- Aus den biographischen Angaben erschlossen. Zum Wappen von Ems (Hohenems) vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 1, 295–297; Alberti, Wappenbuch 164.
- Vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 3, 562; Andermann, Urkunden nrr. 15, 23. Die von J. Kindler von Knobloch vorgeschlagene Identifizierung des Verstorbenen mit Hans Röder von Hohenrod dem Langen, gest. um 1410, vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 3, 557, abwegig. Zu Tiefenau (Gde. Sinzheim) vgl. Landkreis Rastatt, Bd. 2, 496f.; Land Baden-Württemberg, Bd. 5, 189.
- Vgl. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Stiftskirche, fol. 5v; Andermann, Urkunden nr. 23.
- Vgl. wie auch zu den folgenden Angaben Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 3, 562.
- Zu den Vermählungsfeierlichkeiten vgl. Heinz Krieg, Glanzvolle Krönung der Politik, in: Momente. Beiträge zur Landeskunde in Baden-Württemberg 1 (2002) H. 4, 31–36.
- Vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 3, 562; allg. zur Familie von Ems bzw. Hohenems vgl. ebd., Bd. 1, 295–297.
- Vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 3, 562.
Nachweise
- GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 54r.
- Heffner, Führer 28 (unvollst.).
- Kdm. Baden-Baden 112 nr. 4.
- Weis, Stiftskirche 35 (unvollst.).
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 78 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0007800.
Kommentar
Die sorgfältig gehauenen Buchstaben sind eng aneinandergefügt und durchgängig mit einem Grat versehen. Die gespaltenen Oberlängen ragen deutlich aus dem Mittelband hervor, an dessen Oberlinie sie regelmäßig mit einem Dorn versehen sind. Der Deckbalken und der parallel verlaufende Mittelbalken des pseudounzialen A sind rechtsschräg gestellt. Der rechte Schaft ist rechts auf halber Höhe mit einem Halbnodus ausgestattet. Der linke Schaft ist unter die Grundlinie geführt und nach innen umgebogen. An den unteren Enden des rechten M- und des s-Schaftes wurde die Brechung zugunsten einer einseitig spitz ausgezogenen Unterlänge ersetzt. Den senkrecht gestellten Linksschrägschaft des x, an dessen unterem Ende eine geschwungene Zierlinie entspringt, durchkreuzt ein tief angesetzter kurzer Balken. Als Worttrenner dienen kleine Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.
Der Verstorbene war der Sohn Heinrich Röders von Rodeck und von Tiefenau aus dessen dritter Ehe mit Agnes von Blumenberg.4 Die Mutter war eine Wohltäterin des Kollegiatstifts zu Baden und richtete hier 1459 mit einem Kapital von 1300 fl. ein neues Kanonikat ein.5 Hans Adam Röder von Tiefenau ist als Ministeriale der Markgrafen Jakob I. und Karl I. von Baden in mehreren Lehensbriefen bezeugt.6 So empfing er 1434 und 1454 den Weinzehnten zu Neuweier als Lehen für seine Mutter. Von Kaiser Friedrich III. erhielt er die Lehen zu Schaffgießen (abgeg.), Amoltern und Endingen (Lkr. Emmendingen). Markgraf Jakob I. von Baden lud ihn zur Vermählungsfeier seines Sohnes Karl I. mit Katharina von Österreich ein.7 Zumindest dreimal gehörte er dem markgräflichen Lehensgericht an und war noch ein Jahr vor seinem Tod Freischöffe des heimlichen Femgerichts in Baden-Baden. Als Ehefrau ist Else von Ems überliefert, angeblich die Tochter Hermanns und der Adelheid von Schroffenstein.8 Nur unsicher bezeugt sind die Kinder Eva und Friedrich.9