Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 76† Steinbach (Stadt Baden-Baden), kath. Pfarrkirche St. Jakob d. Ä. 1457, 1471, 1455–1483

Beschreibung

Kirchenverglasung. Die heraldisch und teilweise auch figürlich gestalteten Scheiben werden im Jahre 1575 in den Fenstern hinter dem Hochaltar (I), nahe am Portal (II) und bei dem Altar der hl. Katharina (III) bezeugt.1 Verlustumstände unbekannt; die letzten Reste der mittelalterlichen Verglasung 1841 durch Hagel vernichtet.2

Inschriften nach FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch.

I. „Erstlichs hinder dem Fronaltar volgendte wapen im Fennster Darunder Stath (A–C).“3 In der beigefügten Skizze zwei zueinandergekehrte Vollwappen.3 Zwischen den Schildspitzen die Jahresangabe (A); unter dem heraldisch rechten Schild die Wappenbeischrift (B), unter dem linken (C).

  1. A

    Anno Dominj . 1457 .

  2. B

    Georga) von Bach der ailter,

  3. C

    Brid von Windeckh.b)

 
Wappen:
Bach4, Windeck5.

II. „Jn berürter Kirchen in einem andern Fennster, nechst bey der Thir, ein geschmeltzt mansbildt, vnnd diss nachuolgent wapen, darbey Röder Wapen, mit der Vmbschrifft (D).“6 In der beigefügten Wappenskizze lediglich der zuerst genannte Wappenschild bildlich wiedergegeben.

  1. D

    Heinrich rödererc).

 
Wappen:
Windeck7, Röder von Rodeck8.

III „Bey Sanct Catharina Altar im Fenster volgent zwey wapen, mit deren Beischrifften (E–G).“9 In der beigefügten Skizze zwei zueinandergekehrte Vollwappen.9 Über dem heraldisch rechten Wappen das Gebet (E), über dem linken das Gebet (F). Im Anschluß zwischen den Gebeten und beiden Oberwappen die Jahresangabe (G).

  1. E

    O herr Erbarm dich vber mich, / bisd) meiner selen gnediglich.

  2. F

    O Maria du Gottes Schrein10), / Hülff mir zu den gnaden dein.

  3. G

    Anno domini Dausent Vierhundert lxxi.

Versmaß: Deutsche Reimverse (E, F).

 
Wappen:
Bach11, Windeck12.

Kommentar

Die überlieferten Scheiben verweisen offensichtlich auf die Stifter, die sich am spätgotischen Neubau der Kirche beteiligten, der durch eine Jahreszahl an einem Chorstrebepfeiler bereits für das Jahr 1455 bezeugt ist.13 Georg d. Ä. von Bach hatte seine zweite Ehe mit Brigitta (Brid) von Windeck geschlossen.14 Letztere wurde auch innerhalb der Kirche bestattet.15 Von wann die zwei Wappenschilde im Fenster (II) nahe am Kirchenportal stammen, ist nicht überliefert. Unter Berücksichtigung des „geschmeltzt mansbildt“6, das dem Windecker Wappen zuzuordnen ist, und der Inschrift (D) muß es sich in jedem Fall um zwei männliche Stifter gehandelt haben. Mit Heinrich Röder ist vermutlich der zwischen 1475 und 1483 verstorbene Sohn Friedrich d. Ä. Röders von Rodeck gemeint.16 Da das Fenster sicher nicht vor Beginn des Kirchenneubaus angefertigt wurde, kommen als Entstehungszeit vor allem die Jahre zwischen 1455 und 1483 in Betracht. Die Wappen von 1471 (III) lassen sich gegenwärtig nicht mit letzter Sicherheit zuordnen. Eine Beziehung zu Georg d. Ä. von Bach und Brigitta von Windeck wurde bisher vor allem aufgrund der unsicher überlieferten Sterbedaten und der abweichenden Helmzier des Windeckschen Wappens ausgeschlossen.17 In der Tat haben die entsprechenden Wappen sowohl im Fenster (I) hinter dem Hochalter als auch auf der Grabplatte Brigittas von Windeck innerhalb der Helmzier das Jagdhorn, und nicht den Jungfrauenrumpf.15 Wie sich aus anderen Belegen ergibt, scheint dies aber kein sicheres Indiz für die Einordnung des Wappenführers in die Neu- oder Alt-Windecker Stammeslinie zu sein.18 So rechnet auch der Schreiber des Windeckschen Wappenbuches die unterschiedliche Helmzier auf den Windecker Wappenschilden allein der Unachtsamkeit der Steinmetzen bzw. Maler an und bezieht das vorliegende Allianzwappen ohne Bedenken auf Georg d. Ä. von Bach und Brigitta von Windeck.19 Da überdies triftige Gründe gegen die bisherige Annahme sprechen, beide Ehegatten wären im Jahre 1471 bereits verstorben gewesen,20 sind sie wohl doch mit den Stiftern der Wappenscheibe (III) zu identifizieren. Andernfalls kämen lediglich Konrad von Bach und Anna von Windeck in Frage.21 Allerdings soll Anna erst 1534 (?) verstorben sein, so daß sich für ihre Eheschließung ein merkwürdig früher Termin ergäbe.22

Textkritischer Apparat

  1. Geörg GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch.
  2. Windeck GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch.
  3. Röderer GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch.
  4. Im Ms. als Korrektur für seÿ angegeben, das vom Schreiber durchgestrichen wurde. Bisz GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch.

Anmerkungen

  1. Vgl. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch (wie unten).
  2. Vgl. CVMA Dtld. II/1 (Baden/Pfalz) 300 Reg. nr. 65; Reinfried, Pfarrei Steinbach 99.
  3. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 101r.
  4. Nach tingierter Wappenskizze ebd.; hier linksgewendet.
  5. Nach tingierter Wappenskizze ebd. Helmzier: ein rot bebandetes, goldenes Jagdhorn mit silbernem Mundstück; die Schallöffnung mit einem grünen Hahnenfederbusch besteckt.
  6. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 102r.
  7. Nach tingierter Wappenskizze ebd., hier linksgewendet.
  8. Nach Angabe ebd.
  9. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 106r.
  10. Vgl. Salzer, Sinnbilder 10 u. a. (siehe Lemma „Schrein“ ebd. 608).
  11. Nach tingierter Wappenskizze in FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 106r, hier linksgewendet.
  12. Nach tingierter Wappenskizze ebd. Helmzier: ein golden gekrönter und blau gekleideter Jungfrauenrumpf mit einem goldenen und einem silbernen Büffelhorn anstelle der Arme.
  13. Vgl. nr. 74.
  14. Vgl. Fischer, Die Herren von Bach, T. 2, 12–22 nr. VI.4.
  15. Vgl. nr. 99.
  16. Vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 3, 564. S. a. CVMA Dtld. II/1 (Baden/Pfalz) 227 Anm. 3.
  17. Vgl. CVMA Dtld. II/1 (Baden/Pfalz) 227 Anm. 4.
  18. Vgl. nrr. 99, 257, 258, 277.
  19. Vgl. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 104r–v. Der Schreiber verweist dabei auf das gleiche Allianzwappen ohne Beischrift an der Wand über dem St.-Katharina-Altar, vgl. ebd. fol. 104v, 107r.
  20. Vgl. nrr. 86, 99.
  21. Vgl. CVMA Dtld. II/1 (Baden/Pfalz) 227 Anm. 4; Gartner, Die Windecker o. S. (hinterer Klappeinband, Stammtafel von Windeck); Fischer, Die Herren von Bach, T. 2, 14f.
  22. Vgl. Gartner, Die Windecker o. S. (hinterer Klappeinband, Stammtafel von Windeck). Hier könnte allerdings eine Verwechslung mit jener genealogisch nicht näher einzuordnenden Anna von Windeck vorliegen, die in erster Ehe mit einem Kranz von Geispolzheim, danach mit Hans von Brandeck verheiratet war und nachweislich 1534 starb, vgl. nr. 238.

Nachweise

  1. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 101r (I), 102r (II), 106r (III).
  2. GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch, fol. 84r (I), 85r (II), 89r (III).
  3. Reinfried, Inschriften 281f. (nach GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch).
  4. CVMA Dtld. II/1 (Baden/Pfalz) 226f. (erw.), 300 Reg. nr. 64.
  5. Regesten von Windeck 132 nr. 463 (I), 141 nr. 502 (III; nach FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch).
  6. Fischer, Die Herren von Bach, T. 2, 17 (Abb.), 22 nr. VI.4 (nur I nach GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch, fol. 84r).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 76† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0007606.